Dienstag, 25. Dezember 2012

Hilfeindustrie und Maserati

Die Vorweihnachtszeit nutzte Ulrich Schneider, Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, sich für die Armen in die Bresche zu werfen. Der Mann mit einem geschätzten Jahreseinkommen von mindestens 250.000 Euro brennt förmlich für die Armut und, einmal in Höchstform, gibt er schon mal 120 Interviews und Stellungnahmen in einer Woche.
   Er sieht sich als wahrer Sprecher der Hilfeindustrie mit 500.000 Mitarbeitern und Millionen Helfern und einem Jahresumsatz von 135 Mrd. Euro. Wie das so laufen kann, in der Hilfeindustrie, zeigt das Beispiel der legendären Treberhilfe Berlin:  Sie hatte in ihrem ertragreichsten Geschäftsjahr 2009 ca. 280 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von mehr als 12 Millionen Euro. Der Name ist eine Ableitung des Begriffs des Trebegängers und weist auf die Zielgruppe des Unternehmens hin. Woher das Geld kam? Vom Staat und aus Spenden.
   Deren Geschäftsführer, Harald Ehlert, bezog ein Gehalt von 365.000 Euro pro Jahr, fuhr einen Maserati als Dienstwagen und bewohnte eine von der Treberhilfe erworbene Villa am Schwielowsee zu einem Spotmietpreis. Darüber hinaus floss die Hälfte der Überschüsse des Unternehmens nominell ins Privateivermögen Ehlerts als Mitgesellschaftler. Ein Einzelfall? Bei dem vielen Geld im Spiel? Kaum zu glauben!
   Ach, ja: Die Organisation mit knapp 300 Sozialarbeitern betreute ca. 3000 Obdachlose.  Man könnte auch sagen: Es waren nicht die Obdachlosen, die von den Sozialarbeitern versorgt wurden, es war genau umgekehrt, die Obdachlosen versorgten die Sozialarbeiter mit Arbeit.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Die Mittelschicht schrumpft

Laut einer soeben veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung, schrumpft die Mittelschicht seit 15 Jahren. Demgegenüber soll der Anteil unterer und unterster Einkommen (weniger als 70 Prozent des Medians) seit 1997 um fünf Prozent bzw. knapp vier Millionen Personen gestiegen sein.
  Drei Ursachen sollen für die Entwicklung der Einkommensmittelschicht in Deutschland identifiziert worden sein: Veränderungen in der Haushaltsstruktur, Steuerreformen und ein Wandel der Strukturen des Arbeitsmarktes. Mit Hinblick auf demographische Veränderungen sei die Zunahme der Einpersonen- und Alleinerziehendenhaushalte an allen Privathaushalten zu nennen (1991: 34 Prozent 2010: 40 Prozent). Dieser Trend sei in Ostdeutschland mit einer Zunahme von 10 Prozent besonders ausgeprägt. Mehr Einpersonenhaushalte würden zu größerer Einkommensungleichheit führen, da keine Ersparnisse durch gemeinsames Wirtschaften wie in größeren Haushalten erzielt werden.
  Gründe für die strukturellen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sollen unter anderen im sinkenden gewerkschaftlichen Organisationsgrad und in einer rückläufigen Nachfrage nach gering qualifiziert Beschäftigten liegen.
   Über die Studie: Die Entwicklung der Mittelschicht spielt in der öffentlichen Diskussion eine große Rolle. Die Angaben sind dazu sehr unterschiedlich. Für eine umfassende Beurteilung der Entwicklung der Mittelschicht anhand empirischer Daten, wurde die Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bremen erstellt. In dieser Studie wurden verschiedene Definitionen der Mittelschicht unter Berücksichtigung von Bildung, Beruf, Vermögen und Einkommen herangezogen.
  Laut Studie zählt zur Mittelschicht, wer zwischen 70 und 150 Prozent des Durchschnittseinkommens verfügt. Unter 60 Prozent soll angeblich die Armutsgrenze beginnen.
Nun weiß jeder, der im Mathematikunterricht ein wenig aufgepasst hat, dass sich Abweichungen von Mittelwerten, dem Median, immer proportional zum Mittelwert bewegen. Wie fragwürdig deshalb prozentuale Grenzen sind, zeigt folgendes Beispiel:
   Heute beträgt das verfügbare Durchschnittseinkommen angeblich ca. 16.140 Euro. Zur Unterschicht zählt demnach, wer  weniger als 70 % davon zur Verfügung hat. Das wären 11.298 Euro. Und zur oberen Einkommensschicht soll zählen, wer über mehr als 150 % davon verfügt, also 24.210 Euro.
  Eine Berechnung auf Medianbasis bewirkt, dass, wenn zum Beispiel das verfügbare Durchschnittseinkommen, wie etwa für 2013 prognostiziert, um 600 Euro steigt, im gleichen Verhältnis auch die Armutsgrenze steigen muss und das Verhältnis zwischen Unter- Mittel- und oberer Einkommensschicht bleibt gleich. Das heißt, wer in der Unterschicht keine höheren Einkommenssteigerungen als die Mittelschicht erzielt, bleibt immer in der Unterschicht. Dass wusste schon der Mathematiker Carl-Friedrich Gauß, als er vor 150 Jahren seine „Normalverteilungskurve“ entwickelte.
Beispielrechnung:
Einkommen
Unter 70%
Anteil
Mittel
Anteil
Ober 150%
Anteil
Gesamt
Derzeit
  11.298 €
22%
    16.140 €
31%
  24.210 €
47%
  51.648 €








Mittel :  + 600 €
  11.718 €
22%
    16.740 €
31%
  25.110 €
47%
  53.568 €

 

   

 


Man sieht, bei Medianberechnungen bleiben die Verhältnisse auf der Grundlage des Mittelwertes immer gleich und wenn das Durchschnittseinkommen steigt, steigt auch die „Unterschichtgrenze“.  
Und wie widersinnig Berechnungen auf Medianbasis sind, zeigt folgendes:
   Wer in Sachsen-Anhalt ein Durchschnittseinkommen von 16.970 € zur Verfügung hat und sich in der Mitte zur Mittelschicht seines Landes zählen kann, würde in Hamburg knapp an der Unterschicht  vorbei schrammen, da dort die Armutsgrenze bei 16.000 € verläuft.
   Und trotzdem scheint mir die Studie der Bertelsmann Stiftung seriöser als der „Armutsbericht“ der Wohlfahrtsverbände, der als Lobbybericht der „Hilfeindustrie“ von zahlreichen Medien zur Skandalisierung ihrer vorweihnachtlichen Berichterstattung genutzt wird.
   Da kann man es nur mit Churchill halten und nur der Statistik glauben, die man selbst gefälscht hat...

Sonntag, 16. Dezember 2012

Steinbrück und kein Ende

Ist eigentlich jemand aufgefallen, dass Peter Gauweiler, im Nebenjob MdB, die Kirch-Erben im Prozess gegen die Deutsche Bank vertreten und bei einem Streitwert von 800 Mio. Euro eine Entschädigung in noch auszuhandelnder Mio. Höhe erstritten hat? Streitwert von 800 Mio.? Wie hoch war da wohl sein Honorar, wenn dieses bei einem Streitwert von 10.000 Euro ca. 1.600 Euro betragen hätte?
   Die Journalisten, die seit Wochen auf der Vortragstätigkeit von Peer Steinbrück und dessen Nebentätigkeiten herumreiten, täten gut daran, ihren Blick mal etwas zu erweitern.
   Wie ganz nebenbei zu erfahren war, hat Peter Gauweiler, Wirtschaftsanwalt in der Rechtsanwaltskanzlei Bub, Gauweiler & Partner, München, und nebenbei Mitglied des Bundestages, die Erben von Leo Kirch vor dem OLG München vertreten und den Prozess gegen die Deutsche Bank gewonnen. Der damit verbunden Zeitaufwand muss sich selbstverständlich auf seine Tätigkeit als MdB auswirken. Laut Wikipedia ist Gauweiler der Abgeordnete mit der höchsten Fehlquote. In dieser Legislaturperiode hat er an 36 von 62 Sitzungen nicht teilgenommen. Kein Wunder, hat er doch allein 2012 acht Mandate wahrgenommen, alle vergütet im Sinne der Stufe 3 (mehr als 7.000 Euro) der Veröffentlichungsrichtline über Nebentätigkeiten des Deutschen Bundestages.
   Was heißt das nun im Fall Kirch gegen Deutsche Bank?
Die Honorare der Rechtsanwälte in Zivilprozessen richtet sich nach dem Streitwert im Verfahren. Beträgt der z.B. 10.000 Euro erhält der RA ca. 2,5 bis 3,5 Gebührensätze nach der Gebührenordnung für RA, ungefähr 1.600 Euro (16 %). Die Kostentabelle endet allerdings bei 30 Mio. Euro.
   Nun betrug der Streitwert im Falle Kirch/Deutsch Bank allerdings 800 Mio. Euro. Sicherlich wird das frei ausgehandelte Honorar keine 16 % des Streitwertes, nämlich 144 Mio. Euro betragen. Aber wie hoch war es denn dann? Halb so viel? Ein Viertel davon? Selbst 10 % wären noch 14,4 Mio. und wie viel wanderte davon in Gauweilers Tasche?
   Das zu recherchieren, wäre doch einmal eine lohnende Aufgabe für einen investigativen Journalisten, anstatt immer wieder den gleichen Quark über Wochen breitzutreten.

Lobbyismus

Wussten Sie, was Lobbyisten als größtes Geschenk ansehen? „Die Ahnungslosigkeit der Politiker, denn die macht beinflussbar.“ 5000 Lobbyisten, rechnerisch 8 pro Abgeordneten, tummeln sich in Berlin.
Warum?
Weil sie nach eigener Einschätzung den Politikern „die Meinung“ machen müssen, denn „wie sollen sich Leute um Wirtschaft, Gesundheit und Finanzen kümmern, die noch nie ein Unternehmen oder eine Bank von innen gesehen haben?“
So ein Insider

Dienstag, 11. Dezember 2012

Zahl der HIV-Infizierten erreicht Höchststand

Wie krank ist ein Gesundheitssystem, in dem zwar mit Millionenaufwand versucht wird, für 0,1% der Bevölkerung das Ausbreiten von AIDS zu verhindern, das bei den großen Volkskrankheiten aber wartet, bis die Menschen krank werden, um dann mit Milliardenaufwand die Krankheiten zu bekämpfen?

   Pünktlich zum Welt-AIDS-Tag haben die Medien wieder die „Betroffenheitskeule“ geschwungen und berichtet, dass geschätzte 78.000 Menschen bei uns (weniger als 0,1 %) mit dem HIV-Erreger leben, wovon 51.000 (0,12 % der Männer) schwul sein sollen. Es sollen 2012 ca. 550 Personen gestorben sein.
   Wer hinterfragt eigentlich mal die Bedeutungsschwere dieser Zahlen? Ein gesellschaftliches Pro- blem? Wohl kaum. Immerhin sind demnach mehr als 99,9 % der Deutschen nicht mit Aids infiziert.  Wohl eher eines der Junki-, Schicki-Micki- und Medien-Szenen, die überproportional gefährdet sein dürften und der Aidshilfeindustrie, die bei einer Problemreduzierung um ihre Pfründe fürchten muss.
   Wer wagt es endlich mal, öffentlich  einen Skandal zu nennen, dass von dem 1,2 Mio. Euro-Etat der AIDS-Hilfe-Berlin weniger als 10 % unmittelbar bei den Betroffenen ankommt?
   Hier ein Auszug aus der Gewinn- und Verlustrechnung der Berliner AIDS-Hilfe e.V. 2010:
Umsatz: 1, 2 Mio. Euro, davon u.a.:
  • Personalaufwand:                619.740 Euro
  • Mieten und Nebenkosten:   161.348 Euro
  • Öffentliche Aufklärung:         56.756 Euro
  • Honorare:                                27.739 Euro 
                                                          865.583 Euro oder 72, 1 % für die Organisation !
Verbleiben für
  • Lebensmittel/GetränkefürFrühstücke,CaféPositHivundGruppen:  29.700 Euro
  • Gruppenaktivitäten:                                                                                     37.374 Euro
  • Supervision:                                                                                                   15.692 Euro
  • Hilfsfond:                                                                                                        17.743 Euro
                                                                                                                                  105.809 Euro oder 
                                                                     Nur 8,3 % unmittelbar für die Betroffenen !!!!!

Und was die Zahl der Toten 2011 betrifft, hier ein paar dpa Zahlen:
  • Herz-Kreislauftote:   342.636
  • Krebstote:                    221.665
  • Sebstmorde:                  10.144
  • Tote durch Sturz:           9.722
  • Verkehrstote 2011:          3991

Freitag, 2. November 2012

Hilfeindustrie

In Deutschland hat sich eine „Hilfsindustrie“ von Caritas bis Arbeiterwohlfahrt für Bedarfsempfänger etabliert, die jeden fünften oder 115 Mrd. Steuereuro kassiert und neben unverschämt gut bezahlten Vorständen, Vorsitzenden und Geschäftsführern über zwei Millionen Sozialarbeiter, Trainer und Helfer aller Art beschäftigt. 
   Das sind dreimal so viel Beschäftigte wie in der gesamten Automobilbranche zusammen. In Berlin werden z.B 471 Mio. Euro an über 700 "Hilfevereine" verteilt, ohne dass auch nur ansatzweise eine Erfolgskontrolle über die Verwendung und Wirksamkeit der Mittel stattfindet. Bekanntermaßen hat Berlin trotz der "Hilfevereine" die größten Sozial- und Gewaltprobleme. 
   Die Hilfsindustrie ist Deutschlands größte Branche mit zweistelligen Zuwachsraten. Das umsatzstärkste Unternehmen in Deutschland ist nicht etwa Daimler, BMW oder das größte Chemieunternehmen der Welt, die BASF - nein es sind die Diakonischen Werke und die Vorstände der Verbände der Wohlfahrtswirtschaft lachen sich über das Einkommen der Bundeskanzlerin kaputt, da sie mehr als doppelt so viel verdienen wie diese. Natürlich muss es in deren Interesse liegen, dass die sozialen Probleme in Deutschland so schwarz wie möglich gemalt werden. 
Dazu  Walter Wüllenweber:
   "Die Helfer aus der Wohlfahrtswirtschaft können sich auf ihre Helfer in der Politik verlassen. Zuverlässig setzen die eine kontinuierliche Ausweitung der Hilfsansprüche in den Sozialgesetzbüchern durch. Und sie verhindern alle notwendigen Debatten darüber, was sich im Sozialmarkt ändern muss: mehr Transparenz und Kontrolle der Hilfsunternehmen. Eine Deckelung der Ausgaben, wie sie im Gesundheitswesen seit Jahren selbstverständlich ist. Die Finanzierung nur von wissenschaftlich überprüften Hilfsmethoden. Und natürlich eine Orientierung am tatsächlichen Bedarf. Darüber wird in der Politik nicht gesprochen. Letztlich geht es um die Frage: Arbeiten die gemeinnützigen Unternehmen wirklich zum Nutzen der Allgemeinheit? Oder zu ihrem eigenen?"

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Sandy

Ein Hurrikan namens „Sandy“ hat sich in Amerika verirrt und Deutschland steht Kopf. Normalerweise toben sich Hurrikans im Wochen- takt in der Karibik, auf Jamaika, Cuba oder in Florida, Louisiana, Georgia, Alabama oder South Carolina aus und hinterlassen dort im Regelfall mehrfach jährlich eine Spur der Verwüstung mit schon mal mehreren tausend Toten. Allerdings sind selten Metropolen und häufig kleinere ärmliche Gebiete betroffen, was in deutschen Medien häufig nur noch eine Randthema ist und in der Öffentlichkeit ein Achselzucken verursacht.
   Jetzt aber hat es „Sandy“ gewagt, eine nördlichere Bahn einzuschlagen und New Jersey und New York heimzusuchen und schon überschlagen sich die deutschen Medien, senden „Extras“ und „Specials“ und schalten im Stundentakt nach New York, um über vollgelaufene Straßentunnel zu berichten, wovor Wissenschaftler seit Jahren ungehört warnen. Nun ist es passiert.
   Worin unterscheiden sich eigentlich die ständigen Naturkatastrophen im Süden von dieser einen im Norden? Warum wird dieser so eine Bedeutung beigemessen?  Weil es das Herz Amerikas getroffen hat? Ausgerechnet diese Stadt, von der viele meinen, dass sie den intellektuellen Takt der Welt und deren Spielregeln  bestimmt?
   Vielleicht war es für die Zukunft gar keine so große Katastrophe. Vielleicht war es sogar hilfreich, dass es die getroffen hat, die an der Wallstreet glauben, mit ihrer Zockerei die Welt kaufen zu können. Vielleicht werden sie und die Meinungsmacher um sie herum durch eigenes Erleben nachdenklicher. Wer weiß, wofür es gut war...

Samstag, 20. Oktober 2012

Gundsicherung

Keine Frage: Dass es immer mehr volljährige Empfänger von Grundsicherung gibt, kann sich zu einem gravierenden sozialpolitischen Problem erwachsen. Die Frage ist nur, ob es bereits soweit ist.
   Fast alle Print- und E-Medien (auch die GZ) haben am 18./19.10.2012 eine Meldung von dpa aufgegriffen und darüber berichtet, dass in Deutschland 844.000 Erwachsene, davon 436.000 Rentner, Hilfe vom Staat erhalten, weil ihre Altersrente nicht reicht oder sie dauerhaft nicht arbeiten können.
Soweit, so schlecht.
Interessant ist jedoch, wie in dieser Meldung manipulativ mit Zahlen jongliert wird, um dramaturgisch das Problem zu überhöhen.
   Ich habe bereits an dieser Stelle über Gerd Bosbachs Buch „Lügen mit Zahlen“ berichtet, in dem dieser fachkundig und unterhaltsam die tägliche Manipulation durch die Medien mit Zahlen entlarvt. Bei dem Versuch zu relativieren, wurde auch in diesem Fall kräftig manipuliert.
Die Zahl der Empfänger ist tatsächlich um 5,9 % von 797.000 auf 844.000 gestiegen.
   Aber wie banal würde es klingen, wenn man den Anstieg im Verhältnis zu allen volljährigen Einwohnern deutschlandweit darstellen würde, das wären nämlich 0,07 Prozent, von 1,2 % auf 1,27 %!

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Günther Jauch und die Scheinheiligkeit

Am Sonntag, 07.10.2012, war Peer Steinbrück Gast bei Günther Jauch. Ich finde, Steinbrück hat sich hervorragend geschlagen, wobei Jauch arglistig auch allen Ernstes fragte, warum die SPD von ihrer Linie abgerückt sei, erst das Programm zu erstellen und erst dann den dazu passenden Kandidaten zu benennen. Da hat die gesamte Jounallie monatelang in einer Medienkampagne die SPD getrieben, endlich die K-Frage zu lösen, ohne ihr die Gelegenheit zu geben, ihr Programm fertig zu stellen und dann stellt der Jauch scheinheilig diese Frage. Das ist mehr als perfide.
   Auch seine Antwort auf die Frage von Steinbrück, ob er, Jauch, auch seinen Honorarvertrag mit der ARD offenlegen würde, war bezeichnend. Jauch: Der sei öffentlich und außerdem wolle ja nicht er gewählt werden. Da irrt Jauch. Auch er wird vom Wähler (Gebührenzahler) bezahlt und ist von der Anzahl der abgegebenen Stimmen (Zuschauerquote) abhängig. 
   Nun mag das den Halbgott des TV nicht groß kratzen, aber sich über Vortragshonorare eines anderen zu mokieren, wenn man selbst für Fragen, die einem andere (mit-) aufgeschrieben haben, pro Sendeminute 4487 Euro (RP.Online - Das verdienen unsere Promis) Honorar kassieren soll, ist schon dreist. Günther Jauch hat demnach für seine 60minütige Plauderei 269.220 Euro kassiert. Wahrscheinlich mehr als das 10fache was Peer Steinbrück für einen Vortrag vor einem hochkarätig besetztem Plenum, das man nicht mal so nebenbei mit abgedroschenen Phrasen abspeisen kann, erhalten haben soll. 
   Und der Jauch spielt sich bei einem Honorarvertrag mit der ARD von geschätzten 10,5 Mio. Euro/Jahr  unter dem Mantel des "Aufklärers" als Inqisitor auf. Nicht zu fassen...

Dienstag, 9. Oktober 2012

Hartz IV / Arbeitnehmer

Ein Vergleich. Stand 10/2012
Ein Hartz-IV-Paar mit 2 Kindern im Alter von 9 und 15 Jahren erhält Barleistungen von monatlich 1232,- Euro. Dazu wird ihnen die Erforderliche Miete für eine 4 Zimmer-Wohnung von 90 qm mit, je nach Wohnort, ca. 500,- Euro/Monat und die Heizkosten von ca. 100,- Euro/Monat erstattet. Darüber hinaus erhalten sie Sozialrabatte für Telefon und Fernsehen von ca. 30,- Euro/Monat und für die Kinder ein Bildungspaket von 20,- Euro/Monat. Damit erhalten sie an Transferleitungen des Staates 1882,- Euro als leistungsloses Einkommen. Weiterhin zahlen sie weder Steuern (Ersparnis : 28,83 Euro/Monat) noch Sozialabgaben (Ersparnis: 396,00 Euro/Monat).
   Das heißt, dass ein alleinverdienender Arbeitnehmer mit vergleichbarem Familienstand mindestens 2288,- Euro brutto incl. Kindergeld verdienen muss, um über das gleiche Bareinkommen wie eine Hartz-IV-Familie verfügen zu können.
Hartz-IV
Leistung Antragst.
Leistung Partner
Kind 15 Jahre
Kind  9 Jahre
Bildungspacket
Bareinkommen

   337,-
   337,-
   287,-
   251,-
    20,-
netto






   1232,-
Arbeitnehmer
Gehalt brutto

Kind 15 Jahre
Kind  9 Jahre

Einkommen

1920,-

  184,-
  184,-
Keine
brutto






 2288,-
Zusatzleistung:
Miete 90 qm angem
Heizung ca.
Ersparnis Sozialtarif

   500,-
   100,-
    30,-
 
Kosten:
Miete 90 qm
Heizung


   500,-
   100,-
  keine

Zusätzlich zur Bar- leistung Miete/Heiz.


   630,-
abzüglich Miete/ Heizung


 600,-
Keine Lohnsteuer
Keine Rentenvers.
Keine Krankenvers.
Keine Arbeitslosenv.
Keine Pfl.-Versich.
  28,83 191,04
157,44
  28,80
  18,72

Lohnsteuer
Rentenversicherung
Krankenversicherung
Arbeitslosenvers.
Pflege-Versicherung
  28,83
191,04
157,44
  28,80
  18,72

Einsparungen
  
  424,83
Abgaben LSt/Sozial

 424,83
Transferleistungen
 brutto
2286,83




 

Bareinkommen
netto
1233,17

Meine Form der Berechnung hat mir die Bundesanstalt für Arbeit als richtig bestätigt. Sie wurde vom "Focus" Heft 08/12 "Wieviel ist genug" übernommen. Wer nachrechnen möchte:
Lohn- und Einkommenrechner
Hart-IV-Rechner


Sonntag, 30. September 2012

Berlin direkt

Wer heute "Berlin direkt" gesehen hat, konnte wieder einmal erleben, welch mieses Spiel die "Journaille" zu spielen in der Lage ist. Ein ganz schlimmer Finger ist aus meiner Sicht Thomas Walde, der heute versucht hat, Peer Steinbrück wegen dessen Vortragstätigkeit gegen Honorar in den letzten Jahren an die Wand zu nageln.
   Zum Glück trifft er bei solchen Versuchen auf einen Sigmar Gabriel, der ihm schon zum wiederholten Mal die sachlichen und rhetorischen Grenzen aufgezeigt hat.
   Als Gabriel ihm heute beschieden hat, wie hahnebüchen Waldes Argumentation sei, blieb diesem nur noch resignierend festzustellen: "Das war ein gutes Schlusswort, weiter zum nächsten Thema."

Montag, 10. September 2012

Betrug an der Zapfsäule


In der GZ vom 07.09.2012 wurde öffentlich nach einem notorischen Tankbetrüger gefahndet, der sich danach gstellt hat. 
2011 waren es deutschlandweit 85.000 gemeldete Fälle ( plus 10%) mit dem Spitzenreiter Köln, wo in 1425 Fällen (244  je 100.000 Einwohner) beim Tanken betrogen wurde (München 66).
Eigentlich müsste die Polizei derartige Anzeigen unbearbeitet an die Staatsanwaltschaft mit der Bitte um Einstellung weiterleiten, weil Tankbetrügereien ein hausgemachtes Problem der Tankstellen sind, das diese durch eine ganz einfache Änderung der Verkaufsstrategie und ohne zusätzliche Kosten auf „Null“ senken könnten, womit sie zusätzlich zu einer erheblichen Entlastung von Polizei und Justiz beitragen würden.
Wer schon einmal in den USA mit einem Mietwagen unterwegs war, kennt das System zur Genüge. Dort gibt es Sprit an der Säule nur gegen Vorkasse. Erst wenn bezahlt wurde, wird die Tanksäule freigeschaltet und nicht wie bei uns, nachdem bezahlt wurde.
Nun unterscheiden sich die Amis von uns darin, dass sie ihre Tanks nicht mit Gewalt bis zur Halskrause auf den Cent genau füllen, sondern großzügig für runde Summen in etwa voll tanken und natürlich gibt es Geld zurück, sollte man sich mal verschätzt haben. Tankstellenbesitzer hier auf diese Möglichkeit hingewiesen, antworteten sinngemäß mehrfach, dass das bei uns nicht ginge, weil ein Rückstau an den Zapfsäulen entstünde, wenn erst bezahlt würde und dass der Kunde nach dem Bezahlen nicht wieder in die Tankstelle zurückkehren würde, um zusätzlich sonstige Dinge einzukaufen.
Das mit dem Rückstau ist Quatsch, weil es zeitlich egal ist, ob mein Fahrzeug beim Bezahlen vor dem Tanken oder nach dem Tanken eine Tanksäule blockiert. Das mit dem Zusatzeinkauf mag ein Problem sein, wobei der Tankwart abwägen muss, ob er betrogen werden oder ein paar Prozent Umsatz einbüßen will. Die Problemlösung auf die Polizei/Justiz abzuwälzen, dürfte jedoch nicht länger hinnehmbar sein.
Das größte Problem dürfte allerdings beim deutschen Autofahrer liegen. Er könnte nur ungefähr voll tanken und müsste auf eine zehntellitergenaue Verbrauchsberechnung verzichten.