Montag, 7. Dezember 2020

Gender-Sprech im TV

 Gender-Sprech im TV.

Mal etwas anderes als Corona:

Im Fernsehen greift der Gender-Sprech um sich. Typisch ist der geradezu missionarische Eifer, mit denen in den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF „gegendert“ wird. Man spürt die fast religiöse Inbrunst, mit der etwa Claus Kleber im ZDF von „Bürger – Pause – Innen“ oder „Expert – Pause – Innen“ spricht. Möge auch die Mehrheit der Bürger diesen öffentlich-rechtlichen Neusprech ablehnen: Wen stört´s, wenn die TV-Gebühren weiterhin im Überfluss fließen. Aus der Sicht der „Moderator – Pause – Innen“ muss das dumme Volk halt erzogen, besser: umerzogen werden wie Hugo Müller-Vogg treffend feststellt.

Um den Irrsinn zu verdeutlichen und auf die Spitze zu treiben, habe ich dazu mal einen überspitzten Text geschrieben, der von Petra Gerster mit Sicherheit so nicht vorgelesen würde:

"Eine Gender-Studie hat ergeben, dass in unserer Gesellschaft nicht nur Bürger*Innen mit guten Seiten leben.

So wurde festgestellt, dass unter den Vielen, auch eine ganze Anzahl von Mensch*Innen zu finden sind, die nicht nur als Gesellschaftskritiker*Innen gelten sondern auch als Skeptiker*Innen, Besserwisser*Innen, Lügner*Innen, Leugner*Innen und durchaus als Verschwörungstheore-tiker*Innen.

Neben Fremdgeher*Innen im privaten Bereich, gibt es auch im kriminellen Bereich nicht nur Opfer*Innen sondern auch Täter*Innen, die in der schlimmsten Form als Verbrecher*Innen zu bezeichnen sind.  So gibt es neben den eher harmloseren Schwarzfahrer*Innen auch Erbschleicher*Innen und eine erhebliche Anzahl von Betrüger*Innen, Schläger*Innen, und natürlich Räuber*Innen, Vergewaltiger*Innen und Mörder*Innen.

An den Rändern der Gesellschaft tummeln sich Hetzer*Innen und Hasser*Innen. Auch Aktivist*Innen, Extremist*Innen, Rassist*Innen und Islamist*Innen prägen das Bild an den Rändern.

Gefährlich wird es, wenn aus diesen Extremist*Innen, Fanatiker*Innen und Gewalttäter*Innen werden, weil diese sehr schnell zu Waffennarr*Innen, Bombenbauer*Innen, Gewalttäter*Innen und Attentäter*Innen, ja sogar Terrorist*Innen werden können.

Da sind Raser*Innen unter den Autofahrer*Innen eher harmlos, auch wenn Unfallfahrer*Innen als Unfallverursacher*Innen Leben und Gesundheit von anderen Autofahrer*Innen und Mitfahrer*Innen gefährden können.

Bemitleidenswert sind Obdachlos*Innen, auch Penner*Innen genannt, die auf der Straße leben.

Sollten sich Leser*Innen wegen dieses Textes an den Kopf fassen, bitte ich sie mitzuhelfen, dass ihre Kinder*Innen und Jugendlich*Innen diesen Unsinn nicht mitmachen müssen.

Donnerstag, 26. November 2020

ARD-Themenwoche: Wie wollen wir leben

Die ARD-Themenwoche 

"Wie wollen wir leben" hätte man eigentlich gleich "Wie wollen Grüne wie wir leben sollen" nennen können, dass wäre ehrlicher. Alexander Rolitschka, JU München 

Passt auch hierzu:

Ausgewogene Berichterstattung? 92 Prozent der ARD-Volontäre wählen grün-rot-rot (Welt)

Wenn der Journalisten-Nachwuchs geschlossen links wählt: Nur noch sehen, was ins Weltbild passt (Focus)

oder wie Dieter Nuhr:

"Wie immer NUHR anders" (ARD

lesenswert:

Volkspädagogik im Mantel der Tiefsinnigkeit (CICERO)

KOLUMNE: GRAUZONE VON ALEXANDER GRAU am 21. November 2020

„Wie wollen wir leben?“, will die diesjährige ARD-Themenwoche wissen. Unter dem Deckmantel der vermeintlich offenen Frage lauert Erziehungsjournalismus, der an ernsthafter Analyse kaum interessiert ist.

Zum Glück gibt es die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland. Und die weiß, wo es langgeht: Billiger Individualismus oder gar ordinärer Hedonismus sind hier von vornherein verpönt. Bei der ARD denkt man selbstredend sozial, achtsam und verantwortlich. Das „Wir“ nach dessen Leben die Themenwoche fragt, ist daher keine Ansammlung von „Ichs“, sondern ein Kollektiv, das bestimmt, wie der Einzelne zu leben hat...

Nicht wollen, sondern sollen

Die eigentliche Botschaft der Themenwoche ist nicht die Frage, wie wir leben wollen, sondern die unmissverständliche Aufforderung, wie wir leben sollen. Nämlich so, wie man sich das unter den Anhängern von Annalena und Robert vorstellt: nachhaltig, „woke“ und schuldbewusst...

>>> zum Artikel

Samstag, 21. November 2020

ARD-Themenwoche „Wie wollen wir leben?“ - Volkspädagogik im Mantel der Tiefsinnigkeit

ARD-Themenwoche „Wie wollen wir leben?“

Volkspädagogik im Mantel der Tiefsinnigkeit

KOLUMNE: GRAUZONE VON ALEXANDER GRAU am 21. November 2020

„Wie wollen wir leben?“, will die diesjährige ARD-Themenwoche wissen. Unter dem Deckmantel der vermeintlich offenen Frage lauert Erziehungsjournalismus, der an ernsthafter Analyse kaum interessiert ist.

Autoreninfo
Alexander Grau
 ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“ und „Kulturpessimismus. Ein Plädoyer". Zuletzt erschien von ihm „Politischer Kitsch. Eine deutsche Spezialität“ bei Claudius.

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Formularbeginn

Formularende

Alle Jahre wieder kommt – nein, nicht das Christkind, sondern die ARD-Themenwoche. Anfangs ohne festen Termin, verordnen sich seit acht Jahren die Sendeanstalten der ARD pünktlich zum November einen gemeinsamen Themenschwerpunkt, der – passend zur Jahreszeit – tiefschürfend und gedankenschwer daherkommt.

Nach Glaube, Gerechtigkeit und Bildung widmet man sich in diesem Jahr angesichts von Corona und anderen Katastrophen der Frage: „Wie wollen wir leben?“ Zugegeben: Schwierige Frage, wenn auch nicht ganz neu. Über das gute und richtige Leben machen sich Philosophen Gedanken, seit sie ihre Profession erfunden haben. Die Antworten pendeln dabei traditionell zwischen dem Aufruf zur Askese, Ermunterung zum epikureischen Genüssen oder irgendwas in der Mitte. Da verliert man leicht die Orientierung.

Wir sind eins

Aber zum Glück gibt es die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland. Und die weiß, wo es langgeht: Billiger Individualismus oder gar ordinärer Hedonismus sind hier von vornherein verpönt. Bei der ARD denkt man selbstredend sozial, achtsam und verantwortlich. Das „Wir“ nach dessen Leben die Themenwoche fragt, ist daher keine Ansammlung von „Ichs“, sondern ein Kollektiv, das bestimmt, wie der Einzelne zu leben hat. Das macht schon der Teaser deutlich, mit dem die Sendeanstalten für ihr Projekt werben.

In erlesenstem Jargon der Engagierten und Problembewussten heißt es da, die Corona-Krise könne eine „neue Sensibilität für Zukunftsfragen“ schaffen, verdeutlichen, „was Globalisierung bedeutet“ und zeigen wie sehr wir „gemeinsam verantwortlich sind“: „Auf dem Weg aus der Krise geht es nun darum, Konsequenzen zu ziehen und Weichen zu stellen.“ Diese skrupellose Aneinanderreihung erbaulicher Textbausteine macht deutlich, worum es hier eigentlich geht: nicht um Diskussion oder Widerstreit, sondern um die Verkündung von Antworten.

Nicht wollen, sondern sollen

Die eigentliche Botschaft der Themenwoche ist nicht die Frage, wie wir leben wollen, sondern die unmissverständliche Aufforderung, wie wir leben sollen. Nämlich so, wie man sich das unter den Anhängern von Annalena und Robert vorstellt: nachhaltig, „woke“ und schuldbewusst.

Damit diese wenig subtile Botschaft nicht allzu autoritär daherkommt und der flauschige Eindruck von Bürgernähe entsteht („Wir sind Deins“), darf natürlich die obligatorische Umfrage nicht fehlen. Die ist zielgruppengenau justiert und richtet sich schon sprachlich („Kann es Fashion ohne Victims geben?“) an die entsprechende Klientel. Wenig überraschend sind daher die Ergebnisse (Stand Freitagmittag): So stimmen 92 Prozent dafür, dass umweltschädliches Handeln etwas kostet, 56 Prozent sind der Meinung, dass Essen keine Privatsache, sondern politisch ist und 84 Prozent denken, dass Klima vor Selbstverwirklichung geht.

Den Gipfel der Infantilität erreicht die ARD aber mit dem zeitgeistig „7Tage7Fragen“ genannten Format. Besagte Fragen lauten etwa: Was ist wichtiger, eigene Kinder oder die Ressourcen der Erde? Würdest Du für immer auf Urlaub verzichten, wenn Du so 12 Eisbären retten könntest? Nie mehr neue Klamotten kaufen oder Auto fahren? – Manche Antworten sind sogar ganz lustig. Die pädagogische Botschaft aber unmissverständlich: Kinder belasten die Umwelt, ebenso Flugreisen, Autos und Konsum.

Pädagogik statt Analyse

Das alles ist ja sogar richtig. Nur: Hier gehen die Probleme erst los. Doch an ernsthafter und kontroverser Analyse solch komplexer Probleme ist man bei der ARD nur dem Anschein nach interessiert. Viel wichtiger ist die gelungene Volkspädagogik: knallharte Politlinie, lustig-flauschig verpackt für die Generation Luisa Neubauer.

Vor zwei Wochen veröffentlichte das Branchenmagazin „Journalist“ eine (nicht repräsentative) Umfrage unter Volontären der ARD. Befragt nach deren parteipolitischen Präferenzen kamen dort Rot-Rot-Grün auf einen Stimmenanteil von 92 Prozent. 57,1 Prozent votieren für die Grünen, 23,4 Prozent für die Linkspartei, 11,7 Prozent für die SPD. Von Diversity und Vielfalt keine Spur. Wohin diese ideologische Monokultur führt, dokumentiert die diesjährige Themenwoche ganz ausgezeichnet.

Sonntag, 1. November 2020

Terror in Frankreich - Samuel Paty

 Umgang mit derselben Art islamistischen Terrors - Finde den Fehler

Frankreichs Staatspräsident Emmanuell Macron zeigt sich nach dem brutalen Mord an dem Lehrer Samuel Paty entschlossen und hat seine Landsleute auf einen langen Kampf gegen den radikalen Islamismus eingestimmt.
Ansprache des französischen Staatspräsidenten in Cicero

"Mit emotionalen Worten und dem Beschwören republika-nischer Werte hat Emmanuel Macron Abschied genommen von Samuel Paty. Der Lehrer war vergangenen Freitag von einem Islamisten geköpft worden".
Cicero dokumentiert die gestrige Rede des französischen Präsidenten in voller Länge - und hier? Bei uns? Nach dem islamistischen Terror-Mord an einem arglosen Touristen in Dresden?  Betretene politische Stille... (Herr Steinmeier oder Frau Merkel: Falls Sie noch kondollieren möchten: Der Ermordete von Dresden hieß Thomas Lips)  

Islamistischer Terror in Dresden - Es stimmt was nicht in diesem Land (Cicero) 

Siehe dazu auch eine Kolumne von Sascha Lobo (SPIEGEL) 

Linke Reaktionen auf islamistischen Terror

"Nach einem rechtsextremen Mord ist Verlass auf linke Empörung in den sozialen Medien. Auf einen islamistischen Mord hingegen folgt Stille, linke Zerknirschtheit - und manchmal sogar Schlimmeres".

Donnerstag, 1. Oktober 2020

Fake News oder wie die "Welt" einen G7-Gipfel neu erfand

 Wie die "Welt" einen G7-Gipfel neu erfand


An der Geschichtserzählung über das vermeintlich ikonische Bild von Merkel beim G7-Gipfel 2017 stimmt außer dem Datum und den Namen der Beteiligten praktisch nichts. Schon gar nicht, dass sie Trump "ins Gewissen" redete.

Manchmal gibt es ikonische Fotos, in denen sich ein politischer Moment verdichtet. Das Foto sollte allerdings zu diesem Moment passen. Manchmal ist die Versuchung des Journalisten groß, eine Geschichte passend zum Foto zu erzählen. So wie eine Welt-Autorin in ihrem Text über die kommende US-Wahl, Donald Trump und die Unterschiede zwischen der Politik des Präsidenten und Angela Merkel. Das Blatt baut seine Geschichte rund um ein Foto auf, das die Staatschefs der G 7 am 9. Juni 2018 in La Malbaie, Quebec bei der Debatte um das Abschlussdokument zeigt.

Screenprint: Welt.de

Das Foto zeigt Merkel, die sich auf den Besprechungstisch stützt und mit Donald Trump zu reden scheint. In der Bildunterschrift der Welt heißt es: „Momentaufnahme mit Symbolcharakter: Angela Merkel redet Donald Trump auf dem G-7-Gipfel in Quebec ins Gewissen – ohne Erfolg“.

In dem Text selbst heißt es:
„Ein Moment der transatlantischen Entzweiung, eingefangen mit der Kamera: Kanzlerin Angela Merkel stützt die Hände auf den Tisch und lehnt sich energisch nach vorn. Auf der anderen Seite sitzt Donald Trump, die Arme verschränkt, das Kinn trotzig in die Höhe gereckt. Es war der G-7-Gipfel vor drei Jahren – das erste Treffen führender Industrienationen, bei dem ein Dissens in die gemeinsame Abschlusserklärung aufgenommen wurde. Obwohl die anderen sechs Staats- und Regierungschefs argumentierten, lockten, drohten: Der US-Präsident weigerte sich, sich zum Pariser Klimaschutzabkommen zu bekennen.“

An dieser Geschichtserzählung stimmt außer dem Datum und den Namen der Beteiligten praktisch nichts. Um mit dem Foto zu beginnen: Es gibt nicht die eine Aufnahme von der Besprechung, sondern mehrere. Allerdings eben das eine, das damals Merkels Presseteam weiterreichte, und das fast alle deutschen Zeitungen druckten: Merkel, wie sie vermeintlich Trump „ins Gewissen redet“. Der deutsche US-Korrespondent Fabian Reinbold twitterte damals ein Quartett von Aufnahmen, die das Geschehen jeweils aus einer anderen Perspektive zeigen und von den PR-Mitarbeitern der jeweiligen Staatschefs verbreitet wurden:

Wer das Foto der vermeintlichen Merkel-Trump-Konfrontation genau anschaut, dem fällt auf, dass nicht Merkel spricht – sondern Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der neben ihr steht. Und er redet, wie die Aufnahmen unten zeigen, in Richtung des kanadischen Premiers Justin Trudeau auf der anderen Seite des Tischs.

Merkel ist nur Zuhörerin – wie Trump.

Von der Besprechung existieren also zahlreiche Aufnahmen aus allen möglichen Winkeln. Deutsche Medien hätten auch dieses Foto verbreiten können:

Völlig absurd wird allerdings die Welt-Erzählung, wenn die Autorin behauptet, bei dem Treffen (beziehungsweise auf der fotografierten Besprechung am 9. Juni) hätten die Regierungschefs versucht, den störrischen Trump zum Klimaschutz zu bekehren: „Obwohl die anderen sechs Staats- und Regierungschefs argumentierten, lockten, drohten: Der US-Präsident weigerte sich, sich zum Pariser Klimaschutzabkommen zu bekennen.“

Denn um die Pariser Vereinbarung ging es in La Malbaie nur ganz am Rand, verhandelt wurde dazu gar nichts. Den Rückzug aus dem Abkommen hatte Trump schon am 1. Juni 2017 verkündet, also fast genau ein Jahr vor dem Treffen in Quebec. Kein Teilnehmer erwartete ernsthaft, dass der US-Präsident dort eine seiner wesentlichen politischen Festlegungen ändern würde. Schon gar nicht unter Druck. Die Vorstellung von einer Angela Merkel, die dem amerikanischen Staatschef „ins Gewissen redet“, offenbart eine bemerkenswert kindliche Vorstellung vom Ablauf eines Gipfeltreffens.

Bei dem G 7-Treffen von 2018 und dem heftigen Streit über das Abschlussdokument ging es um ein ganz anderes Thema: den Handelsstreit sowohl zwischen den USA und der EU als auch zwischen den USA und Kanada. Kurz vor dem Gipfel hatte die US-Regierung einen Strafzoll von 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium für Importe aus der EU und Kanada verhängt. Die EU antwortete mit der Androhung von Sonderzöllen auf mehrere US-Güter, etwa Motorräder von Harley-Davidson und auf Bourbon. Auch Kanada und Mexiko kündigten entsprechende Einfuhrzölle auf amerikanische Waren an. Statt zu einer Entspannung kam es auf dem Treffen in Quebec noch zu einer Streitverschärfung zwischen Trump und Trudeau, die neben dem Handelskonflikt auf eine tiefe Abneigung zwischen beiden beruhte. Während der Konferenz, wütete Trump per Twitter, sei Trudeau in der Handelsfrage noch „mild und sanftmütig“ („mild and meek“) gewesen, um dann die US-Zölle auf einer eigenen Pressekonferenz als „beleidigend“ zu bezeichnen. Trump antwortete umgehend mit neuen Strafzöllen auf kanadische Milchprodukte.

Am 9. Juni schien es noch so, als könnten sich die anderen Staatschefs mit Trump auf einen formelhaften Konsens als Abschlusserklärung einigen. Einen Tag später erklärte Trump, er werde dem Abschlussdokument nicht beitreten.

Im Juli 2018 besuchte der damalige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker Trump in Washington, beide handelten einen Kompromiss aus, mit dem sowohl die angekündigten Stahl- und Aluminiumzölle der USA als auch die Antwort der EU vermieden wurden.

Fazit: Weder fing das Foto von La Malbaie, das laut Welt die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA sinnbildlich zeigen soll, eine wirkliche „transatlantische Entzweiung“ ein, noch redet Merkel darauf Trump „ins Gewissen“. Um das Pariser Klimaabkommen ging es auf der Konferenz nicht. Und Merkel spielte auf dem Treffen in Quebec 2018 wie auch bei der späteren Verhinderung des Zollkriegs nur eine Nebenrolle.

„Fast alles, wofür Berlin außenpolitisch steht, lehnt das Weiße Haus derzeit ab“, kommentiert die Welt-Redakteurin weiter – so, als ob Berlin der Taktgeber der Weltpolitik wäre, und die USA (und andere) entweder zustimmen oder ablehnen müssten. Die

„Wiederwahl Trumps“, weiß die Journalistin, „käme aus deutscher Sicht einer Katastrophe gleich“. Was genau wäre dann katastrophal? Und wer bestimmt „die deutsche Sicht“? Journalisten, die in den vergangenen vier Jahren im Monatsrhythmus das Ende Trumps voraussagten? Die ihn wie Der Spiegel 2016 als zerstörerischen Kometen aufs Titelblatt hoben, der auf die Erde zurast („Das Ende der Welt, wie wir sie kennen“)?

Oder eine Redakteurin, deren Text zu Trump wie ein Schulaufsatz wirkt: „Denk dir eine Geschichte zu dem Foto aus“?

Der Welt-Text steht exemplarisch für die US-Berichterstattung vieler deutscher Medien: An Fakten erfährt der Leser wenig bis nichts. Dafür aber alles über die Haltung des Journalisten. Die kennt er allerdings schon mehr als ausreichend.

Mittwoch, 30. September 2020

Corona in Südostasien: Ähnliche Methoden, noch fatalere ökonomische Folgen

Corona in Südostasien: Ähnliche Methoden, noch fatalere ökonomische Folgen


Der Westen und die südostasiatischen Staaten gehen bei Corona einen ähnlichen Weg. Alle starren auf die Zahl der Neuinfektionen. Während Südostasien die Zahl minimieren konnte, gelingt dies im Westen nicht. Das „Versagen“ des Westens wird sich aber unter Umständen zu dessen Vorteil auswirken.

Ebenso wie in Europa vermuten auch in Südostasien viele hinter den Maßnahmen gegen Corona technokratische Willkür und autoritäres Kalkül. Die Gemeinsamkeit so unterschiedlicher Regierungen in so unterschiedlichen Kulturen ist: Jedem Establishment, jeder Regierung hilft die Angst vor Corona, für unverzichtbar zu gelten. Das stärkt die Macht – die großen Zustimmungsraten zu den Regierungsparteien sprechen Bände.

Die Vernebelung der Verantwortlichkeit

Gleichzeitig wird die Verantwortung für Anti-Corona-Maßnahmen sprachlich verunklart. Die umgangssprachliche Redewendung: Restriktionen müssten wegen Corona erlassen werden, ist eine Vernebelungstaktik. Denn wer hat die Verantwortung für den Absturz der Wirtschaft und die Restriktionen der Menschen? Corona? Natürlich nicht. Die Verantwortung haben diejenigen, die diese Entscheidungen treffen und die entsprechenden Maßnahmen durchsetzen. 

Aber wie Schweden zeigt, kann man sich so oder so entscheiden. Nichts ist „alternativlos“ wie den Deutschen oft weisgemacht werden soll.

Die Restriktionen, das Leid, das ökonomische Desaster, sie sind also nicht wegen Corona (scheinbar objektiv) erforderlich. Nein, die Maßnahmen werden subjektiv von Entscheidern nach mehr oder weniger bestem Wissen und Gewissen getroffen. 

Die Verantwortung dafür hat also nicht Corona, sondern die Verantwortung für die Entscheidungen haben die Entscheider. Und das wird sprachlich aus gutem Grund vernebelt. 

Und hier sind sich alle Mächtigen aller Systeme und die sie unterstützenden Medien einig. So zieht man sich aus der Affaire, für etwas verantwortlich zu sein, das sich auch als vollkommen falsch erweisen könnte. Als Grund für die Entscheidung wird immer auf die „Stimme der Wissenschaft“ verwiesen, die die „Wahrheit“ repräsentiere.

Die „Stimme der Wissenschaft“

Wie schnell sich die „Stimme der Wissenschaft“ ins Gegenteil kehren soll, ist am Beispiel des Maskentragens deutlich sichtbar:

Im Februar und März dieses Jahres waren sich die Experten, auch die WHO, einig, dass die herkömmlichen chirurgischen Masken nicht vor Viren schützen würden. Nur Menschen mit Corona-Symptomen sollten Masken tragen, um das Virus weniger zu verbreiten. Menschen ohne Symptome sollten die Schutzmasken besser nicht tragen. Diese Position wurde in den Medien rechthaberisch verbreitet. Virologen, die neuen Heilsbringer, bestätigten in vielen öffentlichen Interviews diese „wissenschaftliche“ Meinung und alle schienen sich einig.

Wenige Wochen später hat sich diese Meinung ins Gegenteil verkehrt. An öffentlichen Orten herrscht nun Maskenpflicht und es wird geraten, so oft wie möglich Maske zu tragen. 

Dieser Kurswechsel um 180 Grad irritierte viele Menschen deshalb nicht, weil die Kosten einer Verweigerung hoch sind. In vielen Medien erscheinen extrem moralisierende Artikel, die sich gegen jene wenden, die diesen Schwenk nicht mitmachen. Wer den Sinn der Maske in Frage stellt, ist ein „Covidiot“, so was ähnliches also wie ein Asozialer. 

Abwertung und Ausgrenzung sind Mittel einer Pädagogik, die das Establishment gegenüber sich und ihren Kindern nicht gelten lassen würde.

Zusätzlich werden in den Medien möglichst drastische Einzelfälle von Corona-Infizierten möglichst detailliert geschildert. Das Ziel: Einerseits die Auflage erhöhen, andererseits Angst zu erzeugen, um so die Maßnahmen durchzusetzen. Aber, was ist, wenn die Covidioten recht hätten?

Masken in Asien

In Asien ist das Tragen von Masken keine kulturelles Neuheit. Aber oft getragen wird sie auch in Asien nicht, obwohl dies in den westlichen Medien so suggeriert wird. In Städten wie Bangkok trugen vor Corona vielleicht 20 Prozent der Städter Masken, auf dem Lande niemand. Inzwischen hat sich das aufgrund von Corona etwas erhöht. Letztlich ist es aber auch Südostasiaten unbequem, ständig seine eigene Luft wieder und wieder einzuatmen, insbesondere in heißen Klimaregionen.

Der Weg Südostasiens

Jahrelang war das Hauptaugenmerk der südostasiatischen Staaten auf Wirtschaftswachstum gerichtet. Das scheint plötzlich keine Rolle mehr zu spielen, seit der Teufel Corona hinter jeder Ecke lauert. Seit Monaten sind die Grenzen dicht, und die Wirtschaftsdaten befinden sich im Sturzflug. Spätestens seit der Jahrtausendwende galt das Wachstum der Tigerstaaten als das Maß der Dinge. Singapur entwickelte sich zur asiatischen Schweiz. Südkorea und Taiwan entwickelten sich und ihre Konzerne zu wirtschaftlichen Hypererfolgsmodellen. Thailand und zuletzt Vietnam versuchten erfolgreich aufzuschließen.

Nun lassen die Maßnahmen der Regierungen die Wirtschaftszahlen tief fallen. Thailand etwa erwartet für 2020 – optimistisch prognostiziert – einen BIP-Fall um minus 15 Prozent. Singapur verordnete der Gesellschaft einen ultraharten Lockdown, der eine Schrumpfung des BIP um 40 Prozent nach sich zog. Auch die Philippinen, Malaysia und Indonesien rutschten tief in die Rezession. Firmenmeldungen über Entlassungen, Verkleinerungen und Konkurse reißen nicht ab. Und die Konsumenten stehen auf der Bremse. Aufgrund der unsicheren Zukunft hält sich jeder beim Kauf zurück.

Angesichts der hohen Infektionszahlen im Westen glaubt in Südostasien zur Zeit niemand an eine baldigen Öffnung der Grenzen. Die südostasiatischen Staaten verfolgen derzeit eine Isolationspolitik. Sie misstrauen besonders dem coronaverseuchten Westen, aber auch den Nachbarn. So bleiben die Grenzen geschlossen und gegenüber dem Erzfeind China sind sie besonders dicht, obwohl die Abhängigkeit von dessen Wirtschaftsmacht besonders hoch ist. Die Produktion für die globalen Märkte scheint plötzlich weniger wichtig als die Zahl der Corona-Infizierten. 

Während in China und in Deutschland die USA bereits als failed state dargestellt wird, ist die Darstellung der USA in den ASEAN-Staaten deutlich ausgewogener. Hier gibt es keine uniforme Anti-Trump-Presse. Die Bestrebung ist, zwischen den Weltmächten ein Gleichgewicht zu halten, und sich im Westen ein ökonomisches Gegengewicht zu China aufzubauen, um die Abhängigkeit von China zu reduzieren.

Corona in den ASEAN Staaten

Die ASEAN-Staaten beheimaten 680 Millionen Menschen und werden vom Westen zunehmend als Alternative zum Markt und Fertigungsstandort China gesehen. Die Investitionen stiegen bis 150 Mrd. Euro im Jahr 2019. Diese Zahl droht aufgrund der geschlossenen Grenzen dramatisch abzustürzen. 

Die Zahlen der Tourismus-Industrie dürften ab März beinahe Null sein. Das hat für Kambodscha, Thailand und die Philippinen dramatische Konsequenzen. Ein wesentlicher Teil der Einwohner erwirbt seinen Reis über Beschäftigung im Tourismus. Jetzt ist deren Existenz bedroht und damit Hunger in Sicht. In keinem dieser Staaten gibt es ein soziales Netz, keinen Wohlfahrtsstaat wie im Westen. Wer nichts hat, bekommt auch nichts vom Staat. Die Mittelschicht lebt dann von ihren wenigen Ersparnissen, die Unterschicht hungert schnell. 

Aber nicht nur die Tourismusindustrie ist am Ende, auch die Handelsströme sind durch die Schließung der Grenzen gekappt. Das trifft den gesamten Außenhandel. Wenn Angestellte und Arbeiter entlassen werden, fallen sie ins Nichts. Hier ballt sich ein sozialer Sprengstoff ohnegleichen zusammen, die Folgen sind unabsehbar. 

Selbst Indonesien, das zunächst tönte, Muslime könnten wegen ihres richtigen Glaubens nicht Corona-krank werden, rudert nach den neusten Infektionszahlen zurück und verhängt im Großraum Jakarta einen harten Lockdown. Ob das gegen Corona hilft, ist offen, sicher ist jedoch, dass dies die wirtschaftlichen Probleme immens verstärken wird.

In Südostasien ist nun nicht mehr das Wirtschaftswachstum das Maß der Dinge, sondern wie im Westen die Infektionszahl. Das Hauptziel: Infektionszahl Null. Je geringer die Infektionszahl, je mehr wird der Erfolg der Regierungen in den Medien gepriesen. Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung liegen plötzlich nicht mehr im Hauptinteresse der Länder.

Die Neu-Infektionen in Südostasien kommen laut Medien und Regierungen seltsamerweise entweder von Rückkehrern aus dem Westen oder von Chinesen, die angeblich illegal eingewandert sind. 

Corona in Deutschland

In den Medien spielt die Zahl der Neuinfektionen die überragende Rolle. Wie das Kaninchen vor der Schlange sind viele gelähmt vor Angst. Aber die Zahl der gemeldeten Infizierten in Deutschland ist eben nicht die Zahl der Infizierten, sondern nur die Zahl der positiven Testergebnisse. Dass es trotz des Anstiegs der positiv Getesteten keine erhöhte Zahl von Schwerkranken auf den Intensivstationen gibt und auch keine nennenswert vermehrten Todesfälle, interessiert überraschenderweise kaum. 

Durch die Medien gepushed, bricht bereits bei der Vorstellung einer Infektion bei vielen Menschen Panik aus, mag diese dann auch noch so harmlos verlaufen. Die relativ wenigen Corona-Patienten im Krankenhaus, im Westen und noch viel weniger im Osten, werden in den Medien als apokalyptische Zeichen präsentiert. Als normales Lebensrisiko gilt Corona nicht, wohl aber eine Erkrankung des Kreislaufsystems, die im Jahr für 350.000 Tote verantwortlich ist.

Die Strategie

Für alle ASEAN-Länder gilt: Aufgrund der Abschottung haben sie es geschafft, die Infektionszahlen extrem gering zu halten. Vietnam hat mit 100 Millionen Einwohnern nur 1.000 Infizierte und 20 Tote. 

Diese Methode klappt aber nur so lange, wie man die Grenzen geschlossen hält. Sollte irgendwann der internationale Tourismus wieder erlaubt werden und die Handelsströme ansteigen, wird die Infektionszahl schlagartig in die Höhe schnellen. Dann war die Grenzschließung umsonst, übrig bleibt nur eine darniederliegende Wirtschaft und eine verarmte Bevölkerung. 

Das Warten auf eine mögliche bezahlbare Massenimpfung gründet auf einer sehr vagen Hoffnung, obwohl sie allüberall in den Medien gehyped wird. Virologe Hendrik Streeck: „Es ist noch nie gegen einen virologischen Killer je ein Impfstoff gefunden worden, nicht gegen HIV, nicht gegen Dengue, Malaria, Tuberkulose oder Hepatitis C.“ 

So scheint die kontrollierte Herdenimmunität Schwedens auf lange Sicht die beste Lösung zu versprechen. Das ist aber der gegensätzliche Weg der ASEAN-Staaten. 

In Deutschland wie in Asien kann man also sagen, dass die Corona Maßnahmen allenfalls zu einer Verzögerung der Virenverbreitung geführt haben. Der Preis dafür ist allerdings extrem hoch. Diese Verzögerung fällt Deutschland jetzt, psychologisch verheerend, zusammen mit einer kommenden Grippewelle im Herbst vor die Füße. 

Dagegen setzte Schweden auf eine kontrollierte Verbreitung und die Herden-Immunisierung zur günstigen Jahreszeit. Dies könnte sich langfristig als die beste Strategie erweisen, obwohl deutsche Mainstream-Medien Schweden auf moralisierend abwertende Weise dafür auf die Anklagebank setzten.

Irgendwann wird wahrscheinlich jedes Land den schwedischen Weg gehen, nur wird man es anders nennen und begründen, um die eigenen Fehler nicht eingestehen zu müssen.

Donnerstag, 3. September 2020

Zwei Epidemiologen im Streitgespräch - Haben wir angemessen auf Covid-19 reagiert? (CICERO)

Zwei Epidemiologen im Streitgespräch
Haben wir angemessen auf Covid-19 reagiert?
 

STREITGESPRÄCH MIT SUCHARIT BHAKDI UND ULRICH MANSMANN am 28. August 2020

Über kaum etwas wird so gestritten wie über Corona und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Im wissenschaftlichen Streitgespräch treffen der „Corona-Skeptiker“ Sucharit Bhakdi und der Münchener Epidemiologe Ulrich Mansmann aufeinander. 

Ulrich Mansmann ist seit 2005 Direktor des Instituts für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie an der Medizinischen Fakultät der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. Der 61-jährige Mathematiker ist einer der führenden deutschen Wissenschaftler auf dem Gebiet Public Health. 

Sucharit Bhakdi ist emeritierter Professor der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Er war von 1991 bis 2012 Leiter des dortigen Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene. Der 73-Jährige forscht derzeit als Gastprofessor an der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Er gilt als einer der bekanntesten Kritiker der deutschen Anti-Corona-Maßnahmen. Unlängst erschien sein Buch „Corona Fehlalarm?“ (mit Karina Reiß) bei Goldegg.  

Herr Bhakdi und Herr Mansmann, wir treffen uns hier in Hamburg, und Sie sind beide soeben mit dem Zug angereist. Hatten Sie wegen Corona ein ungutes Gefühl in der Bahn? 

Prof. Ulrich Mansmann: Es war für mich seit März die erste Bahnfahrt. Deshalb war ich gespannt, wie es im Zug aussehen wird. Und es war sehr entspannt, es waren nur wenige Passagiere in den Waggons, alle trugen Masken, alle haben sich sehr vorbildlich verhalten. Insofern entstand für mich nicht das Gefühl, einer Gefahr ausgesetzt zu sein. 

Prof. Sucharit Bhakdi: Ich wollte eigentlich auch mit der Bahn kommen, habe mich dann aber doch für das eigene Auto entschieden. Denn ich gehöre wie viele Millionen Menschen in diesem Land zu den latenten Hypertonikern. Das heißt, mein Blutdruck ist an der Grenze. Und wenn ich in einen Stresszustand komme, zum Beispiel, wenn ich eine Maske tragen muss, steigt mein Blutdruck über die Grenze der Therapiebedürftigkeit. Deswegen habe ich ein Befreiungsattest. Aber weil die Bahn diese Atteste nicht mehr anerkennt, hätte ich eben doch eine Maske tragen müssen. Deswegen bin ich dem Rat meiner Frau gefolgt und habe auf die Bahnfahrt verzichtet.   

Herr Bhakdi, in Ihrem Buch „Corona – Fehlalarm?“ kritisieren Sie, Politik und Medien hätten ein irreführendes Bild über die Gefährlichkeit des neuen Virus verbreitet. Was meinen Sie genau? 

Bhakdi: Die Gefährlichkeit eines Virus kann nur daran gemessen werden, wie viele Tote gefordert werden durch die entsprechende Infektionskrankheit. Und die Antwort ist schlicht und einfach, dass dieses Virus nicht mehr Tote fordert als eine mittelschwere Grippewelle.  

Mansmann: Ich denke, neben den Toten wird es auch Spätfolgen des Coronavirus geben, die sind noch völlig unklar. Und es hat sich schon gezeigt, dass viele Leute selbst mit nicht so großen Symptomen an Spätfolgen leiden – wie etwa Müdigkeit oder Depressionen. Und letztendlich ist es ja ein Virus, das alle Organe befallen kann. Es ist eben kein Virus, das allein in der Lunge bleibt. Da sind noch viele Fragen offen.  

Bhakdi: Aber diese offenen Fragen gelten auch für die anderen Coronaviren, auch für die anderen Grippeviren. Die Grippeviren greifen bekanntermaßen auch Organe an. Und von Spätfolgen können wir noch gar nicht reden, weil wir dazu noch keine Daten haben. Das dauert Jahre. Bislang gibt es jedenfalls keine Hinweise auf irgendwelche ungewöhnlichen Schäden außerhalb der Lunge.  

Muss man nicht trotzdem Vorsorge treffen, Herr Mansmann? 

Mittwoch, 26. August 2020

Politischer Aktivismus im ÖRR - Ist das noch unabhängig ?

 Politischer Aktivismus im ÖRR

Ist das noch unabhängig? (Cicero)

KOLUMNE: VON JUDITH SEVINÇ BASAD am 2. August 2020

Deutschlandfunk, die „Tagesschau“, „ZDF Heute“ – eigentlich sollte man mit diesen Namen eines verbinden: Eine seriöse Bericht-erstattung, die so objektiv wie möglich Aufschluss darüber gibt, was in Deutschland und der Welt gerade passiert. Doch ist sie das noch?

Das ganze Setting ist bei Marken wie dem Deutschlandfunk und der Tagesschau auf Seriösität ausgelegt: Die Nachrichten werden im DLF mit drei Tönen, in der Tagesschau mit dem seit Jahrzehnten bekannten Einspieler eingeleitet, während die Sprecher ernst in Kamera blicken oder steif ins Mikro sprechen.

Das alles geschieht, um dem Publikum ein spezielles Bild zu vermitteln: Dass das Gezeigte der Realität entspricht und der Inhalt mit allen Mitteln der Professionalität recherchiert worden ist.

Dennoch ist es Aufgabe des Journalismus, sich um Objektivität zu bemühen. Denn, was zur Prime-Time im Ersten und zu jeder Stunde im Radio als seriöse Nachrichten verkauft wird, kommt dementsprechend bei den Hörern, Zuschauern und Lesern an. Das Publikum vertraut also der Wissensautorität der Medien, die dann die Verantwortung dafür tragen, ihre Rezipienten nicht übers Ohr zu hauen.

Ideologien als Fakten

So war das zumindest während der letzten Jahrzehnte. Seit einiger Zeit ramponieren vor allem einige Nachrichtenformate des ÖRR ihre Glaubwürdigkeit, indem sie ihrem Publikum Ideologien als Fakten verkaufen, Konservative als Rechtsextreme diffamieren und ihre Objektivität zugunsten des eigenen politischen Aktivismus in die Tonne werfen.

Nehmen wir etwa die Experten, die manche Formate des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als seriöse Informationsquelle dienen. Natascha Strobl trat neulich als Expertin für Rechtsextremismus in der Sendung Panorama auf, um die Annahme zu bestätigen, dass ein Bundeswehr-Offizier ein Rechtsextremer sei, weil er einige Bilder eines Identitären auf Instagram gelikt hat. Allein der Fakt, dass man einer Person anhand von ein paar Likes eine politische Gesinnung unterstellt und man mit diesem Content eine ganze Sendung füllt, spricht nicht gerade für eine seriöse Berichterstattung. 

Kontakte zu extremistischen Gruppen

Amüsant wurde die Affäre jedoch, als herauskam, dass Natascha Strobl selbst Kontakte zu extremistischen Gruppen pflegt und ein Video auf Twitter auftauchte, auf dem sie ihre Expertise unter Beweis stellte: „wir“ (die Linken) sollten uns nicht von „denen“ (den Neoliberalen) täuschen lassen, erzählte sie dort, weil „Neoliberale nicht unsere Freunde“ seien.

Es ist ziemlich offensichtlich, dass Panorama keine neutrale Stimme eingeladen hat, sondern jemanden, der die notwendige politische Agenda vertritt, um den Offizier in die rechte Ecke zu stellen.

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Her mit den Vorurteilen! Wie sich Deutschland ein Polizeiproblem herbeiredet

 Die FOCUS-Kolumne von Jan Fleischhauer 25.07.2020

Her mit den Vorurteilen! Wie sich Deutschland ein Polizeiproblem herbeiredet

Seit Wochen kann man lesen, dass wir ein Polizeiproblem haben. Polizisten gelten als zu schießwütig, zu rechts oder schlicht als nicht höflich genug. Wie wäre es, wir würden die Polizei einfach abschaffen?

Der Krimiautor Till Raether hat sich Gedanken gemacht, wie sich das Ansehen der Polizei verschlechtern ließe. Die Deutschen hätten ein zu positives Bild von den Ermittlerinnen und Ermittlern, schrieb er in einem Beitrag für das „Süddeutsche Zeitung Magazin“. Das verstelle den Blick auf die dunklen Seiten der Polizeiarbeit.

Raether führt das gute Image auf den übermäßigen Konsum von Krimiserien zurück. Ohne dass es ihnen bewusst sei, würden die Zuschauer beim Fernsehen den Blickwinkel der Polizei einnehmen. Sie würden lernen zu denken, zu schauen und vor allem so zu fühlen wie Polizisten. Kein Wunder also, so seine Schlussfolgerung, dass sie am Ende völlig unkritisch sind, trotz aller Diskussionen über Polizeigewalt und Rassismus.

Es nützt auch nichts, dass man die Polizisten als Bad Cops darstellt, die das Gesetz in die eigene Hand nehmen. „Die Polizei ist der Lebenswirklichkeit des Publikums näher, als Mörder und Drogendealer es sind“, schreibt Raether. Er sieht das offenbar als Problem.

Ich würde sagen: Lasst uns dem Herrgott dafür danken, dass sich der normale Deutsche eher mit dem Ordnungshüter als mit dem Gesetzesbrecher identifiziert. Wäre es nicht so, sähe es auf unseren Straßen ganz anders aus. Aber ich habe in meinem Leben vermutlich einfach zu viele Serien geschaut.
Zu rechts, zu schießwütig, zu unhöflich: Haben wir ein Polizeiproblem?

Seit Wochen kann man lesen, dass wir ein Polizeiproblem haben. Entweder sind Polizisten zu schießwütig oder zu rechts oder einfach nicht höflich genug, in jedem Fall aber im Prinzip ungeeignet für den Dienst. Natürlich sind sie auch tief von Vorurteilen gegen Minderheiten durchdrungen, wovon sie aber nichts wissen wollen, was zeigt, dass sie nicht nur rassistisch sind, sondern auch noch uneinsichtig. Kurz: Man kann ihnen nicht über den Weg trauen, weshalb darüber nachgesonnen wird, wie man die Polizei grundlegend reformiert.

Wenn ich Polizisten im Einsatz sehe, bin ich jedes Mal erstaunt, wie ruhig und beherrscht sie auch in schwierigen Situationen bleiben. Ich hätte nicht die Geduld, einer kreischenden Autofahrerin fünfmal in für sie verständlichen Worten zu erklären, warum das Einbahnstraßenschild für alle gilt. Ich höre schon den aufgeregten Einwand, ich hätte als privilegierter weißer Mann leicht reden.

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Seit Wochen kann man lesen, dass wir ein Polizeiproblem haben. Polizisten gelten als zu schießwütig, zu rechts oder schlicht als nicht höflich genug. Wie wäre es, wir würden die Polizei einfach abschaffen?

Der Krimiautor Till Raether hat sich Gedanken gemacht, wie sich das Ansehen der Polizei verschlechtern ließe. Die Deutschen hätten ein zu positives Bild von den Ermittlerinnen und Ermittlern, schrieb er in einem Beitrag für das „Süddeutsche Zeitung Magazin“. Das verstelle den Blick auf die dunklen Seiten der Polizeiarbeit.

Raether führt das gute Image auf den übermäßigen Konsum von Krimiserien zurück. Ohne dass es ihnen bewusst sei, würden die Zuschauer beim Fernsehen den Blickwinkel der Polizei einnehmen. Sie würden lernen zu denken, zu schauen und vor allem so zu fühlen wie Polizisten. Kein Wunder also, so seine Schlussfolgerung, dass sie am Ende völlig unkritisch sind, trotz aller Diskussionen über Polizeigewalt und Rassismus.

Mittwoch, 8. Juli 2020

Stuttgarter Krawallnacht in kritischen Medien

Stuttgarter Krawallnacht in kritischen Medien

Die gewaltsame Ausschreitungen von Stuttgart werden für die meisten Täter ohne juristische Konsequenzen bleiben, befürchtet der Amtsrichter Thorsten Schleif aus NRWim Gespräch mit Focus-Online. Der Rechsstatt werde ähnlich Probleme haben wie im Fall der Kölner Silvsternacht 2015 - zur Freude der Kriminellen.

Ein Angriff auf die Zivilisation – Teile der Gesellschaft respektieren das Gewaltmonopol des Staates nicht mehr (NZZ) 

Politische Extremisten und die aggressive Fraktion der Spassgesellschaft leben wie bei den Krawallen in Stuttgart ihren Hass auf die Polizei ungehemmt aus. Verharmloser und Verständnisvolle leisten Schützenhilfe, indem sie die Sicherheitskräfte und nicht die Gewalttäter zum Problem erklären.

Die Betrachtung der Wirklichkeit (Cicero)

Nach den Krawallen von Stuttgart stellen sich viele ahnungsloser und begriffsstutziger, als sie sind und folgen dabei wieder einem Abwehrreflex, den man schon nach der berüchtigten Kölner Silvesternacht beobachten konnte. Doch wie viel hat der Gewaltausbruch tatsächlich mit Migration zu tun?

Debatte um Polizei und Ausschreitungen in Stuttgart Innere Sicherheit ist eine Kernkompetenz der SPD (Handelsblatt)

Die Geschichte der bundesdeutschen Polizei ist ein Erfolg. Aber innere Sicherheit braucht mehr als eine Verschärfung repessiver Gesetze. Ein Gastbeitrag von Sigmar Gabriel.

Gewalt im öffentlichen Raum löst immer denselben, politisch motivierten Reflex aus: Verdrängung. Gehen linksextreme Chaoten auf die Polizei los, dann finden sich genügend Linke, die der Polizei die Schuld an der «Eskalation» geben. Mordet ein Rechtsterrorist in rassistisch befeuertem Wahn, dann verharmlosen Rechte die Tat als das Werk eines geistig Verwirrten.

Inzwischen gibt es eine diffuse Szene aus Linksradikalen und Rechtsradikalen, angeblich unpolitischen Party-Egomanen, denen eins gemein ist: Der Hass auf die Polizei. Offenbar nimmt deren Zahl zu. Es sind Staatshasser. Sie werden begleitet von unsäglichen politischen Kommentaren wie dem von Saskia Esken.

Wenn wie in Stuttgart 500 Menschen gegen die Polizei antreten, ist das nicht nur ein gewaltsamer, sondern auch ein politischer Akt. Es handelt sich um eine Demonstration der ganz besonderen Art. Diese Menschen behaupten: Das Gesetz bin ich!

Was war das in Stuttgart? Ein „Partyexzess“, wie schnell behauptet wurde? Nein, sondern ein hochpolitischer Gewaltakt, der gezeigt hat, welcher Hass in unserer Gesellschaft brodelt und wie sich dieser in Zeiten der Corona-Restriktionen entlädt.

Die Gewalt-Exzesse von Stuttgart haben gezeigt, welch polizeifeindliches Klima derzeit in Deutschland herrscht. FOCUS Online hat diesen Zustand mehrfach angeprangert. In einer E-Mail an die Redaktion schildert ein Beamter nun, wie frustrierend der Job ist – weil die Politik versagt und Täter "Narrenfreiheit" genießen würden.
Kommentar zur Gewaltorgie von Stuttgart
Göran Schattauer  Montag, 22.06.2020, 16:07
Die brutalen Angriffe auf Polizisten in Stuttgart mögen für viele überraschend kommen. Dabei sind sie nur die logische Konsequenz eines vergifteten gesellschaftlichen Klimas, in dem Polizisten zunehmend diffamiert und respektlos behandelt werden. Mitverantwortlich für die Entwicklung: Linke aus Politik und Medien.
Verbrecherische Horden prügeln mit Eisenstangen auf Beamte ein, treten hemmungslos zu, zerstören Einsatzwagen. Offen wie nie zuvor tragen die Täter ihren Hass auf uniformierte Staatsdiener zur Schau – und schrecken dabei vor nichts zurück. 
Was sich an diesem Wochenende in Stuttgart abgespielt hat, ist eine Schande für unser Land. Ein verheerendes und gefährliches Signal. Es lautet: Wenn Kriminelle sich zusammenschließen, können sie die Staatsmacht empfindlich treffen und ihr, zumindest kurzzeitig, die Kontrolle entreißen.

Sonntag, 28. Juni 2020

Böser Hass und gute Hetze

VON CHRISTOPH SCHWENNICKE am 18. Juni 2020
Hass und Hetze soll mit einem Gesetz Einhalt geboten werden, darüber wird diese Woche im Bundestag debattiert. Richtig so. Aber leider nur zur Hälfte.
Auszüge:
Gegen Hass und Hetze – wer soll da nicht dafür sein? Oder ist jemand für Hass und Hetze? 

Hass und Hetze eint zwei Enden des politischen Spektrums

Alles richtig. Aber unvollständig. Beide Texte befassen sich nur mit dem Hass von rechts. Hass und Hetze von links bleiben ausgespart. Hass und Hetze eint aber zwei Enden des politischen Spektrums.

Kein Monopol für extreme Rechte

Die extreme Rechte hasst und hetzt. Ja. Aber sie hat darauf kein Monopol. Denn die extreme Linke hasst und hetzt nicht minder. Wenn ein später zum Helden des aufrechten und unerschrockenen Journalismus gewordener Kollege der Welt in seiner taz-Zeit Thilo Sarrazin gewünscht hat, dass ein zweiter Schlaganfall die Arbeit des ersten (seither ist bei Sarrazin eine Gesichtshälfte gelähmt) doch bitte vollenden möge, dann ist das Hass und Hetze. Wenn eine Autorin desselben Blattes jetzt Polizisten zu Müll erklärt, die auf den Müllhaufen geworfen werden sollen, auch. 
Wie heißt es im grünen Antrag? Nochmal zur Erinnerung: „Menschenverachtenden Ideologien der Ungleichwertigkeit muss entschieden widersprochen und der Strategie einer Normalisierung des vormals Unsagbaren entschlossen begegnet werden.“

Eine unsichtbare Instanz

Dass „die Bullen“ ein Schweinesystem unterstützen und selbst Abschaum, Müll sind, das IST eine menschenverachtende Ideologie reinster Form. Aber irgendwann im Laufe der letzten Jahre hat sich eine unsichtbare Instanz aufgeschwungen und verfügt, dass es bösen Hass und Hetze gibt und guten Hass und Hetze. Wenn es gegen die Richtigen geht.
Quelle: Cicero

Mittwoch, 10. Juni 2020

Vereint gegen Rechts – das Recht stört da nur, es bleibt auf der Demo-Strecke


Ein welthistorisches Wochenende
Vereint gegen Rechts – das Recht stört da nur, es bleibt auf der Demo-Strecke
Von Peter Hahne Di, 9. Juni 2020
Tausende von Demonstranten haben uns befreit von einer Geisel, die uns tags zuvor noch fest im Griff hatte. Quälende Fragen sind gelöst: Sollen wir Urlaub machen und wo? Sollen wir Geburtstage feiern und Oma besuchen und wie verhalten wir uns bei Beerdigungen?
imago/Stefan Zeitz
Ein welthistorisches Wochenende liegt hinter uns. Wir sollten es uns dick im Kalender anstreichen. Der Samstag geht als Tag der Befreiung in die Geschichte ein. Ja, wir sind frei! Man kann einfach nur dankbar sein, das miterleben zu dürfen. Dankbar unserer wunderbaren und fürsorglichen Bundesregierung, natürlich den Kirchen, Vereinen, Unternehmern, Schulen, der Reisebranche, den Restaurants und natürlich den völlig unabhängigen Medien — in gewisser Weise auch der Polizei und vor allem die uns schützenden Virologen wie zum Beispiel Herrn Drosten. Also allen, mit und unter denen wir leiden. Sie haben mit ihren Maßnahmen übertrieben — besser als lebensgefährdend zu untertreiben. Da riskiert man schon mal den Untergang der Wirtschaft. Jetzt haben sie aber ihre Schuldigkeit getan.
Das ist passiert: Wir wurden Zeugen von Massendemonstrationen, die ohne Höchstzahl und Mindestabstand stattfinden durften. Wir sehen trauernde und mahnende Menschen, relativ still und diszipliniert, teilweise gehen sie ein- und untergehakt, dicht an dicht, Vire an Vire. Sie singen sogar, was in den Kirchen untersagt war. Den Mundschutz hatte man wohl des Anlasses wegen weitgehend weggelassen. Man wollte ja Gesicht zeigen, Gesicht gegen Rassismus, gegen Donald Trump, gegen die USA, ja überhaupt gegen alles, was rechts von Claudia Roth und den amerikanischen Demokraten steht. Denn auch unser Land scheint in einem Sumpf von Rassismus und Fremdenhass zu versinken. Da hält man auch schon mal Händchen wie auf Kirchentagen und bildet ein Band der Sympathie für (fast) alle Verfolgten dieser Erde. Vereint gegen Rechts – das Recht stört da nur. Es bleibt sozusagen auf der Demo-Strecke.
Ja, ich bin dankbar den Tausenden von Demonstranten. Sie alle haben uns befreit von einer Geißel, die uns tags zuvor noch fest im Griff hatte. Quälende Fragen sind gelöst: Sollen wir Urlaub machen und wo? Sollen wir Geburtstage feiern und Oma besuchen und wie verhalten wir uns bei Beerdigungen? Vermummt mit Masken gingen wir zum Einkaufen, warteten geduldig an der frischen Luft, bis wir zum Betreten von Geschäften, Gaststätten oder Behörden gnädig aufgerufen wurden, wuschen uns natürlich permanent die Hände, hielten die Kinder gefangen und fern von Freunden und Verwandten. Wir bestätigten uns gegenseitig unserer Hochmoral „Wir sind doch nicht wie Schweden“, wir lobten die Herrschenden in allen möglichen Umfragen für die strikten Verbote. Und wir verdammten all die Politiker und Wissenschaftler, die es wagten, den schnellen Weg zur Normalität zu fordern.
Der ewige Herr Lauterbach machte uns noch vor ein paar Tagen darauf aufmerksam, dass die Schulen viel zu früh geöffnet wurden (der Drosten’sche Zahlensalat? Geschenkt!) und wir wahrscheinlich erst 2022 wieder total normal sind. Wer jetzt Restaurants oder Hotels aufsucht oder ein Kaufhaus, wähnt sich in einem meist von männlichen Gouvernanten hochsicherheitsmäßig überwachten Irrenhaus. Da macht weder das Essen noch das Einkaufen Spaß, auch das Reisen nicht. Aber das ist nun seit dem historischen Samstag alles vorbei! Öffnet die Stadien! Beendet die existenz-gefährdende Drangsal von Theatern, Kirchen, dem Gast- und Hotelgewerbe! Wie hatten die armen Regierenden, die unser Land zum betreuten Wohnen umgestalteten und demokratische Rechte außer Kraft setzten (alles Lappalien angesichts einer Pandemie epochalen Ausmaßes) darum gerungen, wann und wie die ersten „vorsichtigen eigenverantwortlichen Lockerungen“ zu wagen seien. Ja, man schenkte uns dummem Volk sogar eigene Verantwortung – die sich die Massendemonstranten dann auch so einfach genommen haben
Alles vorbei! Klar, den bösen Rechtsextremisten, Verschwörungstheoretikern und denen, die so etwas Abartiges wie Meinungsfreiheit forderten, hatte man am Freitag im Blick auf die anstehenden Märsche der abscheulichen „Corona-Pegida“ nochmals vorgeworfen, durch diesen überflüssigen Demo-Schwachsinn die „zweite Welle“ zu verursachen. Trotz Zahlenbeschränkung und Hygienemaßnahmen. Selbst renommierte Kommentatoren sogenannter Qualitätszeitungen ritten auf dieser Welle und lobten die rigide Haltung des Staates, das alles einzuschränken und zu überwachen. Jede dieser Demos könnte epidemischen Schaden anrichten, hieß es warnend. Aber das gilt selbstverständlich nicht für das anständige Deutschland — doch die hielten vor lauter Anstand noch nicht einmal Abstand.
Ach so, und dann waren da noch diese abstrusen pfingstkirchlichen Evangeliums-Baptisten, die mit knapp 200 Leuten die Volksgesundheit gefährden, nur weil sie so etwas Nebensächliches wie Gottesdienste meinten halten zu müssen und mit ihren Großfamilien (igittigitt, manche haben über 10 Kinder) zu wandelnden Hotspots werden. Das ZDF übrigens meldete das am Tag des infizierenden Ungehorsams in seiner Hauptnachrichtensendung mit einem Hauch von Verachtung, lieferte also den Kommentar in der Nachricht gleich mit. Direkt danach kam ein Beitrag, wie vorbildlich doch die Muslime ihren Ramadan gefeiert hätten. Die Platzierung war natürlich reiner Zufall. Klar, diese russlanddeutschen Christen aus Frankfurt und Bremerhaven sind bestimmt Leute, die sich ähnlich wie der irre Trump mit einer Bibel in der Hand und ohne Mundschutz fotografieren lassen.

Das ist nun alles vorbei! Wir sind befreit! Ein Wunder ist geschehen. Am Wochenende demonstrierten Massen, ohne dass das Ordnungsamt mit dem Zollstock und die Polizei mit Bußgeld-Block und Handschellen aufmarschierten. Die sind lieber bei den Pleitefirmen für den letzten Sargnagel. Es gab auch keine Wasserwerfer, die diese Frevler an unserer Gesundheit und Verursacher der „Zweiten Welle“ auseinandertrieben. Nichts! Im Gegenteil: Hunderte von Polizeibeamten sicherten das verbotene Tun, während Laden- und Gasthaus-Besitzer mit horrenden Strafen belegt werden, wenn der Abstand zwischen den Tischen nur Millimeter von der ach so überlebenswichtigen Norm abweicht oder ein Kunde zu viel und zu eng im Laden steht. Und wehe, man besucht Oma in der Isolationshaft namens Pflegeheim.
Doch seit Samstag ist das ja alles beendet. Ganz offiziell. Das Land ist sozusagen gesundgeschrieben. Die Gefährlichkeit von Corona hat es entweder nie gegeben oder sie ist nun abrupt vorbei. Das muss der Staat aufgrund der Faktenlage ja wissen (und hat es uns bisher nur fürsorglich verheimlicht), sonst wäre man doch eingeschritten, um ein drohendes Massensterben zu verhindern. Andernfalls wäre die Staatsgewalt ja eine Verbrecherorganisation, die nicht eingreift, wenn das Leben eines jeden Bürgers in (Ansteckungs-) Gefahr ist. Besser kann man es uns nicht sagen: Leute, lebt wieder normal, nehmt euch ein Beispiel an den Demos.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Politik hat uns entweder in den letzten Wochen an der Nase herumgeführt und das Leben ohne Grund über Gebühr lahmgelegt. Oder sie hat ihren Amtseid gröblichst verletzt und das Leben Hunderttausender auf dem Gewissen, weil sie nicht vor diesen Demonstrationen gewarnt („#wirbleibenzuhause“ etc.) und eingegriffen hat. Sämtliche Demonstranten müssten anhand des Bildmaterials sofort identifiziert und getestet und notfalls in Quarantäne geschickt werden. Oder, und da ist der Laie und Nichtfachmann (das griechische Wort dafür ist Idiotäs) überfragt und es müssten die Drostens und Lauterbachs dieser Welt, also die unbestechlichen Experten, schnellstens antworten, weil davon das Wohl und Wehe von Millionen abhängt – vor allem derer, die „falsche Parteien wählen und den Verschwörungstheoretikern hinterherlaufen“, oder um es im CDU-Jargon (Elmar Brok) zu sagen: der Abschaum – denn denen muss man doch als steuerzahlenden Staatsbürgern die Chance geben, sich neu zu orientieren, sich quasi zu bekehren. Weg von Rechts, hin zu den Rechtsbrechern.
Denn es kann ja sein, dass das Corona-Virus um die guten Menschen wie zum Beispiel Antifaschisten (die SPD-Vorsitzende will ja jetzt auch unbedingt eine sein, die CDU-mitgewählte Verfassungsrichterin in Schwerin ist ja schon eine) einen weiten Bogen macht, sie quasi immun sind. Dann ginge in der Tat nur von diesen Unbelehrbaren eine Gefahr aus, die auch diese Woche wieder für solche Belanglosigkeiten wie Meinungsfreiheit auf die Straße gehen.
Wir hätten es dann mit einem doppelten Wunder zu tun, und der offiziellen Heiligsprechung der Kanzlerin stünde nichts mehr im Wege: Die Pandemie war urplötzlich ganz ohne Impfstoff wie durch höhere Einwirkung mit dem Datum des welthistorischen Samstags, 6. Juni 2020 beendet. Und das Virus hat sich jenseits wissenschaftlicher Forschungen von selbst geoutet: Man muss bei einer Demo nur das richtige (und keineswegs rechte!) Plakat hochhalten – und man braucht weder Mundschutz noch Abstand.
Das hat ja selbst der Bundesgesundheitsminister indirekt bestätigt – der sich übrigens erst einen Tag nach diesem gegen alle Infektionsschutzgesetze verstoßenden Rechtsbruch gemeldet hat – Spahn sagte, es sei ja schrecklich, in welche Ansteckungsgefahr sich die Demonstranten begeben haben. Man fasst es nicht! Richtig muss es doch heißen: Millionen von Menschen sind jetzt in Gefahr, weil diese Gutmenschen sich bei ihrem Tun fahrlässig angesteckt haben könnten und nun ihr gesamtes Umfeld infizieren.
Die Regierenden haben jegliche Glaubwürdigkeit verspielt. Sie drangsalieren das gemeine Volk, aber sehen (wie auch die einst kritischen Medien) tatenlos zu, wie genehme Massenproteste unser aller Gesundheit zerstören können. Dabei haben sie alle im Amtseid geschworen, „Schaden vom deutschen Volk zu wenden.“