Sonntag, 25. Februar 2018

SPIEGEL: Misstrauen gegen die Medien

SPIEGEL Ausgabe 9/2018 
Misstrauen gegen Medien"...dass ich ständig belehrt werde, was ich zu denken habe" 
Unter Gebildeten wächst die Wut auf die etablierten Medien - auch auf den SPIEGEL. Zu recht? Von Isabell Hülsen Sonntag, 25.02.2018 08:16 Uhr
Artus Krohn-Grimberghe ist ein kluger Kopf. Aber die "FAZ" liest er schon lange nicht mehr. Den SPIEGEL hat er vor fünf Jahren abbestellt. Die "Tagesschau" guckt er nur noch ab und zu im Netz. Mit allen dreien ist er groß geworden, "mediale Institutionen" waren das einmal für ihn. Doch das ist vorbei. Mit den deutschen Mainstream-Medien sei er durch, sagt Krohn-Grimberghe. 
Krohn-Grimberghe, 37 Jahre alt, blondes Haar, randlose Brille, Jeans und Rolli, ist seit fünf Jahren Junior-Professor an der Universität Paderborn. Sein Fachgebiet heißt "Analytische Informationssysteme und Business Intelligence", maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz also. Rationaler geht es kaum, 
Aber wenn er über Medien redet, wird Krohn-Grimberghe zornig. "Ich finde es widerlich, dass ich ständig belehrt werde, was ich zu denken habe", sagt er.
Die Stationen seiner Entfremdung kann Krohn-Grimberghe genau benennen: die Berichterstattung über das Schuldendrama in Griechenland, die Flüchtlingskrise, die Debatte um den Atomausstieg. Was er in den deutschen Medien darüber gelesen und gesehen habe, "hat mehr mit Wunschdenken zu tun als mit der Realität", sagt er.