Die herrschende Klasse
In meinem letzten Beitrag
des alten Jahres habe ich den Begriff der "herrschenden Klasse"
benutzt. Das führte zu einigen Anmerkungen und Nachfragen bei den
Leserzuschriften. Ich möchte den Begriff kurz erläutern.
Um sich der herrschenden Klasse anzunähern, kann man
den Umweg über einen Karl Marx zugeschriebenen Satz nehmen (den er aber
so nie gesagt hat): „Die herrschende Meinung ist immer die Meinung der
Herrschenden." Der Satz wirft zumindest ein Licht auf die Bedeutung
einer unabhängigen Presse, die im Idealfall eben nicht die Meinung der
Herrschenden perpetuieren sollte. Gleichzeitig deutet der Satz an, dass
man auf eine unabhängige Presse nicht unbedingt hoffen sollte.
Definieren wir also die Vertreter der herrschenden
Meinung als die herrschende Klasse, dann gehört zwangsläufig die
Gegenseite dazu, nämlich die Klasse der Beherrschten. In der Theorie der
Demokratie ist die Vertreterin der beherrschten Klasse die Opposition.
Da sie nicht über die geeigneten Macht- und Meinungsmittel verfügt, ist
ihr schärfstes Schwert die Moral. Die beherrschte Klasse kann die
herrschende Klasse nur mit dem Instrument des moralischen Vorwurfs vor
sich hertreiben und in die gewünschte Richtung lenken. Deswegen ist die
vierte Säule der Demokratie, die freie Presse, so eminent wichtig.