Dienstag, 30. November 2021

Ich will nicht links und nicht rechts regiert werden, sondern vernünftig.

Gabor Steingart im Morningbriefing am 01.10.2021

Ich will nicht links und nicht rechts regiert werden, sondern vernünftig.

Ich wünsche mir Politiker ohne feuchte Aussprache, Menschen, die weder schreien noch säuseln, sondern die vernünftig mit der Bürgergesellschaft sprechen. Ich wünsche mir ein Programm, das weder nostalgisch noch futuristisch, sondern realistisch ist. Die geistige Gründungsfigur aller Vernünftigen kann nicht Karl Marx, kann nicht der Papst, und kann auch nicht Greta Thunberg sein. Immanuel Kant, der sich an den vernunftbegabten Menschen wandte, wäre der Gesellschaft bekömmlicher:

Sapere aude! Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen!

Und so ist denn zu Beginn der Nach-Merkel-Zeit und vor dem Start der Koalitionsverhandlungen vielleicht eine gute Gelegenheit, an jene sechs Dinge zu erinnern, auf die sich vernünftige Menschen in wenigen Minuten werden verständigen können:

1. Unser Staatsapparat ist ein Prahlhans, der nicht liefert. Die Internetverbindungen sind lausig, die Bahn ist überfordert, die Schulen befinden sich in einem bemitleidenswerten Zustand. Die Schulden bewegen sich auf Rekordhöhe und man fragt sich, wer bitte schön das viele Geld in welchem Loch verbuddelt hat. Dieser Staat muss reformiert werden, sonst kann er diesem Land im 21. Jahrhundert keinen Dienst erweisen.

2. Die kommende Regierung muss ihre Arbeit mit einer ökonomisch präzisen Analyse beginnen. Dieses Deutschland erlebt – ohne, dass die Spitzen der Parteien das zur Kenntnis nehmen – seit vielen Jahren seinen Abstieg, relativ zu den anderen großen Wirtschaftsmächten dieser Welt. Bald wird ein einzelner US-Bundesstaat, Kalifornien nämlich, mehr Wohlstand erzeugen als die doppelt so große Bundesrepublik.

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Montag, 22. November 2021

Gesundheitssystem überfordert?

 Gesundheitssystem überfordert?

Ja es scheint so, dass unser Gesundheitssystem überfordert ist und dringend reformiert werden muss. Wie labil es ist, zeigt die Tatsache des Personal- und Bettenmangels auf den Intensivstationen mit der Folge, dass die Lage heute bedrohlicher als vor Beginn der Impfkampagne ist.
In den letzten Tagen häuften sich die Warnungen vor überfüllten Krankenhäusern und überlasteten Intensivstationen.
Dabei befinden sich deutlich weniger Corona-Patienten auf den Intensivstationen als im Frühjahr, als die Kranken-häuser über ähnliche Engpässe berichtet hatten. Sind die Klagen also unberechtigt?

Erstaunlicherweise hat die Anzahl betreibbarer Betten im Laufe des Jahres abgenommen. Heute gibt es knapp 3800 betriebsbereite Betten weniger als vor einem Jahr. Selbst auf dem Höhepunkt der dritten Welle Ende April gab es mit 23 900 Betten knapp 1600 mehr als im jetzigen Corona-Herbst.

Das zeigt, dass das Gesundheitssystem solche Prozesse nicht steuern kann. Das System muss den Belangen der Gesellschaft angepasst werden, nicht die Gesellschaft einem überforderten Gesundheitssystem.

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Warum die Kliniken schlechter dastehen als vor einem Jahr – obwohl es weniger Corona-Patienten gibt (NZZ)

Fehlende Intensivbetten - Das stinkt zum Himmel (CICERO)

Wie schon im Herbst 2020 mehren sich derzeit die Meldungen, nach denen die Intensivstationen allmählich an ihre Grenzen stoßen. Damals hat der Gesundheitsökonom Matthias Schrappe errechnet, dass die Datengrundlage für diese Behauptung fehlerhaft ist – ein Vorwurf, der später auch vom Bundesrechnungshof erhoben wurde. Wie also ist die aktuelle Lage tatsächlich einzuschätzen? Cicero traf Schrappe zum Interview.

Donnerstag, 18. November 2021

Impfdurchbrüche? Schützt die Geimpften und Genesenen vor den Ungeimpften!

 Corona Pandemie

Impfdurchbrüche? Schützt die Geimpften und Genesenen vor den Ungeimpften!

Nachfolgender Vorfall in einem Altenheim in der Schorfheide zeigt das tatsächliche Infektionsproblem. Ja, auch Geimpfte können sich und andere infizieren. Deshalb vergeht auch keine Magazinsendung im Fernsehen, in der das nicht Thema ist und die Moderatoren nicht penetrant darauf  hinweisen. Warum wohl? Vielleicht weil unter Journalisten sehr viele ungeimpft sind?

Jetzt ist die Katastrophe da. Auch weil in den Medien und in Teilen der Politik Ungeimpfte gehätschelt und penetrant auf deren drohende Einschränkung ihrer vermeintlichen Freiheit hingewiesen wurde. Keiner traute sich, frühzeitig Nägel mit Köpfen zu machen und Geimpfte und Genesene vor den Ungeimpften zu schützen, damit die Verbreitung des Virus unter Geimpften minimiert werden konnte.

Keiner weiß oder will wissen wo oder wie sich Geimpfte anstecken.

In verschiedenen Studien wurde untersucht wie ansteckend Geimpfte sind. Exakt bestimmen lässt sich das nicht. Fest steht aber, dass sie das Coronavirus deutlich seltener weitergeben. Hinzu kommt, dass sie sich selbst seltener infizieren und damit grundsätzlich seltener zum Überträger werden. Das gilt vor allem, wenn sie auf Veranstaltungen unter sich bleiben. Es dürfte also unwahrscheinlich sein, dass sich Geimpfte und Genesene untereinander anstecken. Erst wenn diese mit ungeimpft Infizierten zusammentreffen ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass dann das Virus in den Reihen der Geimpften weiterverbreitet werden kann.

Also ist es richtig, das Risiko zu minimieren! Deshalb 2G! Die Ungeimpften von den Geimpften und Genesenen im öffentlichen Raum trennen!

Leiter kam infiziert zur Arbeit, Hälfte der Mitarbeiter ungeimpft: Jetzt 11 Tote nach Altenheim-Ausbruch (Focus-Online)

Nach dem Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Schorfheide am Werbellinsee hat sich die Zahl der Toten auf elf erhöht. (Inzwischen soll sich die Zahl der Toten auf 14 erhöht haben).

Das teilte der Landkreis Barnim am Montag mit. Zunächst hatte die "B.Z." berichtet. Zudem seien 44 Bewohner und 15 Mitarbeitende der Einrichtung im Ortsteil Altenhof an Covid-19 erkrankt, berichtete Landkreissprecher Robert Bachmann der dpa.

Die betroffenen Heimbewohner seien alle über 80 Jahre alt gewesen und hätten Vorerkrankungen gehabt. Seinen Angaben zufolge liege laut Amtsärztin Heike Zander die Impfquote der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Einrichtung bei lediglich etwa 50 Prozent. Gegen den Leiter der Senioren-Einrichtung sei ein Bußgeldverfahren verhängt worden, weil er nach einem positiven Testergebnis das Heim nochmals betreten hatte. Die Ursache für den Ausbruch sei aber noch unklar.

Freitag, 5. November 2021

Fehlende Intensivbetten - Das stinkt zum Himmel

Fehlende Intensivbetten - „Das stinkt zum Himmel“

Wie schon im Herbst 2020 mehren sich derzeit die Meldungen, nach denen die Intensivstationen allmählich an ihre Grenzen stoßen. Damals hat der Gesundheitsökonom Matthias Schrappe errechnet, dass die Datengrundlage für diese Behauptung fehlerhaft ist – ein Vorwurf, der später auch vom Bundesrechnungshof erhoben wurde. Wie also ist die aktuelle Lage tatsächlich einzuschätzen? Cicero traf Schrappe zum Interview.

Professor Dr. med. Matthias Schrappe ist Internist und Gesundheitsökonom. Neben zahlreichen Lehraufträgen in Köln, Marburg und Trier war er unter anderem Hauptamtlicher Ärztlicher Direktor des Marburger Universitätsklinikums sowie wissenschaftlicher Geschäftsführer der Medizinischen Fakultät der Universität Witten/Herdecke. Schrappe war Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Zusammen mit einer Autorengruppe hat er in den letzten Monaten zahlreiche Stellungnahmen zur Corona-Pandemie veröffentlicht und unter anderem den sogenannten DIVIgate-Skandal ins Rollen gebracht. 

Herr Schrappe, eine alte Baderegel unter Schwimmern besagt, dass man niemals um Hilfe rufen soll, wenn man keine Hilfe benötigt. Nun haben Krankenhäuser und Intensivmediziner im letzten Corona-Winter immer wieder mal lautstark um Hilfe gerufen, weil ihrer Einschätzung nach die Intensivstationen vollliefen und die Krankenhäuser an ihr Limit kämen. Sie, und später auch der Bundesrechnungshof, haben indes nachgewiesen, dass die Daten, auf denen der damalige Alarmismus fußte, lückenhaft, ja in Teilen sogar falsch waren. Nun beginnt erneut der Herbst, und es wird abermals laut gerufen. Wie glaubhaft ist das alles?

Das ist überhaupt nicht glaubhaft. Die Verbände und diejenigen, die da unentwegt rufen, sollte man lieber mal an ihren eigentlichen Auftrag erinnern. Und die Krankenhausträger wiederum sollte man verpflichten, ausreichend Personal zur Verfügung zu stellen. 

Der Bundesrechnungshof hat damals unter anderem darauf hingewiesen, dass der Bund bereits im Februar 2020 gut 14.200 Beatmungsgeräte zusätzlich besorgt habe. Davon seien aber lediglich 4.500 tatsächlich von den Krankenhäusern abgerufen worden. Wo sind denn all die anderen Beatmungsgeräte hin? 

Das ist eine von vielen interessanten Fragen. Ebenso wurden ja auch 600 Millionen Euro für die Neuanschaffung von Intensivbetten bereitgestellt, die anschließend von den Krankenhäusern vereinnahmt worden sind. Diese Betten aber sind gar nicht da, oder sie sind noch immer eingepackt. Warum also, so muss man sich fragen, wird das Geld nicht zurückgezahlt?