- „Von Anfang an zum Scheitern verurteilt“
Unser Autor kam vor drei Jahren als Flüchtling von Syrien nach Saarbrücken.
Dort erlebte er, wie Deutschland im Umgang mit Flüchtlingen einen Fehler nach
dem nächsten beging. Heute schreibt er: Damit die Integration noch gelingen
kann, müsse vor allem Schluss sein mit gut gemeinten Denkverboten.
Dr. Majd Abboud, ein Zahnarzt aus Syrien, flüchtete in einem Schlepperboot
über das Mittelmeer nach Griechenland und kam 2015 ins Saarland.
Nachdem der Krieg in Syrien schon vier Jahre andauerte, wurde das Leben dort
immer unerträglicher. Ich musste das Land verlassen. Im Jahr 2015 bin ich nach
Deutschland gekommen – voller Hoffnung darauf, gut aufgenommen zu werden und
ein friedliches Leben zu führen. Ich hatte gehört, dass Deutschland schon
Erfahrung mit Einwanderern hat und bekannt ist für gute Integration. Doch wie
sieht es jetzt nach drei Jahren aus? Haben es die Syrer geschafft, sich gut zu
integrieren? Hat es die deutsche Regierung geschafft?
Es erfordert kühlen Kopf und vor allem viel Mut, um eine einfache Wahrheit
auszusprechen: Es wurden viele Fehler in der Flüchtlingspolitik gemacht. Äußert
man sich so, läuft man schnell Gefahr, den rechtspopulistischen Parteien in
Deutschland Vorschub zu leisten. Bei allen kritischen Anmerkungen sollte man
nie vergessen, dass man es bei Flüchtlingen immer mit Menschen zu tun hat –
unabhängig von deren religiöser und politischer Prägung.
Sie dachten, gebraucht zu werden
Doch habe ich während meines Aufenthalts in Deutschland festgestellt, dass
es trotz der viel gepriesenen Meinungsfreiheit, die wir in den arabischen
Ländern so schmerzlich vermissen, auch hierzulande immer noch sehr viele Tabus
und „heilige Kühe“ gibt. Darüber zu sprechen verbietet die politische
Korrektheit. Es schmerzt mich, dass die Gedanken doch so frei offenbar nicht
sind. Ich denke, dass sich Deutschland mit solch gut gemeinten Denkverboten
keinen Gefallen tut. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, zu sprechen.
Zuallererst muss man verstehen, dass die gut gemeinten Initiativen im Jahr
2015, wie etwa „Refugees welcome“-Banner in Fußballstadien, die von den
Deutschen als humanitäre Geste aufgefasst wurden, von den Flüchtlingen als
Einladung verstanden wurden, nach Deutschland zu kommen. Weil sie dachten, dort
gebraucht zu werden. Mit einer entsprechenden Erwartungshaltung strömten sie
daher auch in dieses Land.
Gesellschaft überfordert
Zum anderen führte die unüberschaubare Anzahl an Flüchtlingen und die
daraus resultierende Personalknappheit dazu, dass es nicht mehr möglich war zu
prüfen, wer wirklich aus Kriegsgebieten kam und berechtigt war, als Flüchtling
anerkannt zu werden. Viele haben diese Chance genutzt, in der korrekten
Annahme, dass sie bei dieser großen Anzahl ohnehin nicht gründlich kontrolliert
werden.
Die unerwartet hohe Zahl von Flüchtlingen übertraf alle Vorstellungen.
Obwohl die Deutschen weltweit dafür bekannt sind, gut organisiert zu sein, und
sich sehr bemühten, die Flüchtlinge mit dem Notwendigsten zu versorgen und uns
vor allem die Möglichkeit gaben, ein neues Leben anfangen zu können, hat die
schieren Anzahl an Neuankömmlingen die hiesige Gesellschaft offenbar
überfordert.
Zu sehr auf Flüchtlinge eingegangen
Trotz guten Willens und aller Bemühungen wurden die Erwartungen vieler
Flüchtlinge seltsamerweise nicht erfüllt. Und diese haben reagiert mit Kritik
und Undankbarkeit. Diese Reaktion war mir immer sehr peinlich, und ich fühlte
mich dauernd in die Verlegenheit gebracht, mich für meine Landsleute und ihr
Benehmen zu entschuldigen.
Deutschland hat darauf reagiert, indem es neue Maßnahmen ergriffen hat, um
sich der Lebensweise der Einwanderer anzupassen und sie zufriedenzustellen. So
wurden zum Beispiel neue, auf unterschiedlichen Nationen und Sprachen
ausgerichtete Moscheen gebaut, weil die verschiedenen Gruppierungen und
Nationalitäten einander nicht tolerieren. Wie soll man aber von den Deutschen
erwarten, Toleranz zu zeigen, wenn die neuen Gäste dazu untereinander nicht
einmal imstande sind?
Deshalb halte ich die deutsche Regierung für mitschuldig, weil sie zu sehr
auf die Forderungen der Flüchtlinge eingeht. Es scheint so, als ob die
Deutschen den Flüchtlingen mehr entgegen kommen als umgekehrt. All das wirkt
auf mich und viele Deutsche unverständlich.
Radikale unter den Flüchtlingen
Dies wirft zum einen die Frage auf, ob dies der einzig richtige Ansatz war,
um den vor Krieg geflohenen Leuten zu helfen. Wäre es nicht besser gewesen, zu
versuchen, die echten Ursachen, die zu einem Krieg geführt haben, zu bekämpfen?
Zum anderen entstand der Eindruck, dass die Bundeskanzlerin unbedingt versuchen
wollte, das Unmögliche möglich zu machen.
Die Tatsache, dass unter den Flüchtlingsströmen auch viele Radikale waren,
die im Krieg mitgewirkt und die Chance zur Flucht ergriffen haben, als sie
sahen, dass der Kampf gegen die syrische Regierung erfolglos war, ist nicht
mehr zu vertuschen. Wir dürfen dies nicht unter den Teppich kehren, denn diese
Menschen bedrohen nicht nur den Frieden des Landes, sondern erschweren ganz
konkret auch den Aufenthalt derer, die sich gut integrieren wollen.
Außerdem wirkt die Ignoranz provozierend und unverständlich auf viele
Deutsche und rechtfertigt die Ängste vieler Landsleute. Die deutsche Regierung
hat viel zu lang nicht nur die Augen davor verschlossen und so getan, als ob
schon alles in Ordnung sei. Sie hat darüber hinaus diejenigen, die darauf
hingewiesen haben, als ausländerfeindlich oder intolerant dargestellt.
Pakt mit dem Teufel
Um die Anspruchshaltung vieler Flüchtlinge zu verstehen, muss man jedoch
auch ein Stück in die jüngere Geschichte zurückgehen. Die Kooperation zwischen
westlichen Regierungen und bestimmten oppositionellen Gruppierungen ist nichts
Neues und beruht auf der Idee: Rohstoffe gegen Macht. So konnten diese
Regierungen ihre eigenen Interessen durchsetzen. Diese Strategie reicht zurück
bis in die achtziger Jahre, als Großbritannien die Muslimbruderschaft in Syrien
unterstützte und die BBC quasi zum offiziellen Sprecher der Muslimbruderschaft
wurde. Diese hat viele Anschläge in Syrien verübt und wurde als
Rebellengruppierung bezeichnet.
Das Gleiche wiederholte sich in Afghanistan, Libyen und nicht zuletzt in
Syrien. Denn bereits seit Langem ist es die Strategie der USA und ihrer
Verbündeten, sich bei politischen Konflikten nicht selbst die Hände schmutzig
zu machen, sondern oppositionelle Gruppen durch Geld und Waffenlieferungen zu
unterstützen. Leider wurde so auch in Syrien in rebellische Gruppen, nämlich
den politischen Islam, investiert. Dadurch erlangten diese immer größeren
Einfluss. Diese internationalen Verstrickungen kommen einem Pakt mit dem Teufel
gleich.
Ausländer first?
Viele der heute in Deutschland lebenden Flüchtlinge stehen solchen
Gruppierungen nahe und verstehen sich daher auch nicht als Gäste, die Schutz
benötigen, sondern als Partner, die es verdient haben, bedient beziehungsweise
belohnt zu werden. Dies erklärt die zum Teil enorme Anspruchshaltung der
Flüchtlinge in Deutschland.
Unsere Rebellen wussten, dass diejenigen, die an der Seite der USA stehen
und die Interessen des Westens repräsentieren, sich alles erlauben können. Sie
wissen außerdem, dass es in Deutschland eine Regierung gibt, die sich unter dem
Deckmantel der Toleranz für Ausländer mehr einsetzt als für die eigenen Leute.
Folglich steigen die Ansprüche und damit auch die Undankbarkeit immer weiter.
Vom politischen Islam distanzieren
Da Deutsche und Flüchtlinge von völlig anderen Voraussetzungen ausgehen,
kann ich sicher sagen, dass der Integrationsprozess von Anfang an zum Scheitern
verurteilt war. Können wir das Ruder noch herumreißen.
Hierzu wäre es zum einen notwendig, die Radikalen und Terroristen unter den
Flüchtlingen zu identifizieren. Dies ist meines Erachtens ohne ein aktives
Gespräch mit allen betroffenen Parteien und Konfliktparteien, einschließlich
der syrischen Regierung, unmöglich. Zum anderen sollte sich Deutschland klar
und deutlich vom politischen Islam distanzieren. Die Aussichten, dass dies
passiert, sind jedoch nicht sehr vielversprechend.
Unser Autor kam vor drei Jahren als Flüchtling von Syrien nach Saarbrücken.
Dort erlebte er, wie Deutschland im Umgang mit Flüchtlingen einen Fehler nach
dem nächsten beging. Heute schreibt er: Damit die Integration noch gelingen
kann, müsse vor allem Schluss sein mit gut gemeinten Denkverboten.
Dr. Majd Abboud, ein Zahnarzt aus Syrien, flüchtete in einem Schlepperboot
über das Mittelmeer nach Griechenland und kam 2015 ins Saarland.
Nachdem der Krieg in Syrien schon vier Jahre andauerte, wurde das Leben dort
immer unerträglicher. Ich musste das Land verlassen. Im Jahr 2015 bin ich nach
Deutschland gekommen – voller Hoffnung darauf, gut aufgenommen zu werden und
ein friedliches Leben zu führen. Ich hatte gehört, dass Deutschland schon
Erfahrung mit Einwanderern hat und bekannt ist für gute Integration. Doch wie
sieht es jetzt nach drei Jahren aus? Haben es die Syrer geschafft, sich gut zu
integrieren? Hat es die deutsche Regierung geschafft?
Es erfordert kühlen Kopf und vor allem viel Mut, um eine einfache Wahrheit
auszusprechen: Es wurden viele Fehler in der Flüchtlingspolitik gemacht. Äußert
man sich so, läuft man schnell Gefahr, den rechtspopulistischen Parteien in
Deutschland Vorschub zu leisten. Bei allen kritischen Anmerkungen sollte man
nie vergessen, dass man es bei Flüchtlingen immer mit Menschen zu tun hat –
unabhängig von deren religiöser und politischer Prägung.
Sie dachten, gebraucht zu werden
Doch habe ich während meines Aufenthalts in Deutschland festgestellt, dass
es trotz der viel gepriesenen Meinungsfreiheit, die wir in den arabischen
Ländern so schmerzlich vermissen, auch hierzulande immer noch sehr viele Tabus
und „heilige Kühe“ gibt. Darüber zu sprechen verbietet die politische
Korrektheit. Es schmerzt mich, dass die Gedanken doch so frei offenbar nicht
sind. Ich denke, dass sich Deutschland mit solch gut gemeinten Denkverboten
keinen Gefallen tut. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, zu sprechen.
Zuallererst muss man verstehen, dass die gut gemeinten Initiativen im Jahr
2015, wie etwa „Refugees welcome“-Banner in Fußballstadien, die von den
Deutschen als humanitäre Geste aufgefasst wurden, von den Flüchtlingen als
Einladung verstanden wurden, nach Deutschland zu kommen. Weil sie dachten, dort
gebraucht zu werden. Mit einer entsprechenden Erwartungshaltung strömten sie
daher auch in dieses Land.
Gesellschaft überfordert
Zum anderen führte die unüberschaubare Anzahl an Flüchtlingen und die
daraus resultierende Personalknappheit dazu, dass es nicht mehr möglich war zu
prüfen, wer wirklich aus Kriegsgebieten kam und berechtigt war, als Flüchtling
anerkannt zu werden. Viele haben diese Chance genutzt, in der korrekten
Annahme, dass sie bei dieser großen Anzahl ohnehin nicht gründlich kontrolliert
werden.
Die unerwartet hohe Zahl von Flüchtlingen übertraf alle Vorstellungen.
Obwohl die Deutschen weltweit dafür bekannt sind, gut organisiert zu sein, und
sich sehr bemühten, die Flüchtlinge mit dem Notwendigsten zu versorgen und uns
vor allem die Möglichkeit gaben, ein neues Leben anfangen zu können, hat die
schieren Anzahl an Neuankömmlingen die hiesige Gesellschaft offenbar
überfordert.
Zu sehr auf Flüchtlinge eingegangen
Trotz guten Willens und aller Bemühungen wurden die Erwartungen vieler
Flüchtlinge seltsamerweise nicht erfüllt. Und diese haben reagiert mit Kritik
und Undankbarkeit. Diese Reaktion war mir immer sehr peinlich, und ich fühlte
mich dauernd in die Verlegenheit gebracht, mich für meine Landsleute und ihr
Benehmen zu entschuldigen.
Deutschland hat darauf reagiert, indem es neue Maßnahmen ergriffen hat, um
sich der Lebensweise der Einwanderer anzupassen und sie zufriedenzustellen. So
wurden zum Beispiel neue, auf unterschiedlichen Nationen und Sprachen
ausgerichtete Moscheen gebaut, weil die verschiedenen Gruppierungen und
Nationalitäten einander nicht tolerieren. Wie soll man aber von den Deutschen
erwarten, Toleranz zu zeigen, wenn die neuen Gäste dazu untereinander nicht
einmal imstande sind?
Deshalb halte ich die deutsche Regierung für mitschuldig, weil sie zu sehr
auf die Forderungen der Flüchtlinge eingeht. Es scheint so, als ob die
Deutschen den Flüchtlingen mehr entgegen kommen als umgekehrt. All das wirkt
auf mich und viele Deutsche unverständlich.
Radikale unter den Flüchtlingen
Dies wirft zum einen die Frage auf, ob dies der einzig richtige Ansatz war,
um den vor Krieg geflohenen Leuten zu helfen. Wäre es nicht besser gewesen, zu
versuchen, die echten Ursachen, die zu einem Krieg geführt haben, zu bekämpfen?
Zum anderen entstand der Eindruck, dass die Bundeskanzlerin unbedingt versuchen
wollte, das Unmögliche möglich zu machen.
Die Tatsache, dass unter den Flüchtlingsströmen auch viele Radikale waren,
die im Krieg mitgewirkt und die Chance zur Flucht ergriffen haben, als sie
sahen, dass der Kampf gegen die syrische Regierung erfolglos war, ist nicht
mehr zu vertuschen. Wir dürfen dies nicht unter den Teppich kehren, denn diese
Menschen bedrohen nicht nur den Frieden des Landes, sondern erschweren ganz
konkret auch den Aufenthalt derer, die sich gut integrieren wollen.
Außerdem wirkt die Ignoranz provozierend und unverständlich auf viele
Deutsche und rechtfertigt die Ängste vieler Landsleute. Die deutsche Regierung
hat viel zu lang nicht nur die Augen davor verschlossen und so getan, als ob
schon alles in Ordnung sei. Sie hat darüber hinaus diejenigen, die darauf
hingewiesen haben, als ausländerfeindlich oder intolerant dargestellt.
Pakt mit dem Teufel
Um die Anspruchshaltung vieler Flüchtlinge zu verstehen, muss man jedoch
auch ein Stück in die jüngere Geschichte zurückgehen. Die Kooperation zwischen
westlichen Regierungen und bestimmten oppositionellen Gruppierungen ist nichts
Neues und beruht auf der Idee: Rohstoffe gegen Macht. So konnten diese
Regierungen ihre eigenen Interessen durchsetzen. Diese Strategie reicht zurück
bis in die achtziger Jahre, als Großbritannien die Muslimbruderschaft in Syrien
unterstützte und die BBC quasi zum offiziellen Sprecher der Muslimbruderschaft
wurde. Diese hat viele Anschläge in Syrien verübt und wurde als
Rebellengruppierung bezeichnet.
Das Gleiche wiederholte sich in Afghanistan, Libyen und nicht zuletzt in
Syrien. Denn bereits seit Langem ist es die Strategie der USA und ihrer
Verbündeten, sich bei politischen Konflikten nicht selbst die Hände schmutzig
zu machen, sondern oppositionelle Gruppen durch Geld und Waffenlieferungen zu
unterstützen. Leider wurde so auch in Syrien in rebellische Gruppen, nämlich
den politischen Islam, investiert. Dadurch erlangten diese immer größeren
Einfluss. Diese internationalen Verstrickungen kommen einem Pakt mit dem Teufel
gleich.
Ausländer first?
Viele der heute in Deutschland lebenden Flüchtlinge stehen solchen
Gruppierungen nahe und verstehen sich daher auch nicht als Gäste, die Schutz
benötigen, sondern als Partner, die es verdient haben, bedient beziehungsweise
belohnt zu werden. Dies erklärt die zum Teil enorme Anspruchshaltung der
Flüchtlinge in Deutschland.
Unsere Rebellen wussten, dass diejenigen, die an der Seite der USA stehen
und die Interessen des Westens repräsentieren, sich alles erlauben können. Sie
wissen außerdem, dass es in Deutschland eine Regierung gibt, die sich unter dem
Deckmantel der Toleranz für Ausländer mehr einsetzt als für die eigenen Leute.
Folglich steigen die Ansprüche und damit auch die Undankbarkeit immer weiter.
Vom politischen Islam distanzieren
Da Deutsche und Flüchtlinge von völlig anderen Voraussetzungen ausgehen,
kann ich sicher sagen, dass der Integrationsprozess von Anfang an zum Scheitern
verurteilt war. Können wir das Ruder noch herumreißen.
Hierzu wäre es zum einen notwendig, die Radikalen und Terroristen unter den
Flüchtlingen zu identifizieren. Dies ist meines Erachtens ohne ein aktives
Gespräch mit allen betroffenen Parteien und Konfliktparteien, einschließlich
der syrischen Regierung, unmöglich. Zum anderen sollte sich Deutschland klar
und deutlich vom politischen Islam distanzieren. Die Aussichten, dass dies
passiert, sind jedoch nicht sehr vielversprechend.
- Politik aus dem Irrenhaus
Die Versetzung des Verfassungsschutz-Präsidenten ins Innenministerium soll neu verhandelt werden, weil Andrea Nahles sich verzockt hat. Um Hans-Georg Maaßen geht es dabei längst nicht mehr, sondern um einen Richtungskampf in der sterbenskranken SPD
„Mama weer all crazee now“ war im Jahr 1972 ein Hit der britischen Rockband Slade – der Song hielt sich zehn Wochen lang in den Charts. Er könnte auch der Soundtrack der aktuellen Bundesregierung sein, und allem Anschein nach wird das Lied bis zum absehbaren Ende der Großen Koalition rauf und runter gespielt werden. Anlässe für eine Heavy Rotation der Melodie politischen Durchgeknalltseins gibt es in Hülle und Fülle, denn der Fall Maaßen zeigt: Es geht längst nicht mehr um konkrete Inhalte. Warum sonst könnten offensichtlich den Tatsachen entsprechende Aussagen eines Verfassungsschutzpräsidenten zu einer regelrechten Staatskrise führen? Als Fakt bleibt festzuhalten: Die SPD ist nicht regierungsfähig, weil ein auf Opposition fixierter Teil der Partei die Obstruktion der Parteivorsitzenden betreibt. Kevin Kühnert rules.
SPD statuiert an Maaßen ein Exempel
Jetzt soll also die Personalie Hans-Georg Maaßens neu verhandelt werden, weil Nahles die eigenen Leute aufs Dach steigen. Immerhin scheint sich die deutsche Sozialdemokratie schon so weit erneuert zu haben, dass die Basta-Zeiten eines Gerhard Schröder endgültig passé sind. Ohne dessen Durchsetzungsfähigkeit gegen interne Widerstände hätte die SPD zwar erst gar nicht ihren wohl auf ewiglich letzten Bundeskanzler gestellt, aber das ist inzwischen alles egal. Im Niedergang regieren Panik und Rechthaberei, es muss an einem erfahrenen Verwaltungsjuristen ein Exempel statuiert werden. Da reicht es dann einfach nicht aus, ihn von der Spitze des Bundesamts für Verfassungsschutz verdrängt zu haben, wie Nahles irrtümlich glaubte. Der Mann soll endgültig kaltgestellt werden; der Juso-Vorsitzende fordert gar, Hans-Georg Maaßen dürfe überhaupt kein öffentliches Amt mehr bekleiden. Womit die nächste Konfrontation natürlich schon programmiert ist.
„Die durchweg negativen Reaktionen aus der Bevölkerung zeigen, dass wir uns geirrt haben“, schreibt die SPD-Chefin über die Versetzung Maaßens als Staatssekretär ins Innenministerium in einem Brief an Angela Merkel und Horst Seehofer. Damit hat sie wahrscheinlich sogar recht. Nur übergeht sie eben auch all jene Bürger, denen die Personalentscheidung schon deswegen befremdlich vorkam, weil sie in Maaßens Bewertung der Chemnitzer Ereignisse nichts anstößiges finden konnten. Die SPD ist zum Opfer ihrer eigenen Skandalisierung geworden und bekommt die Sache nicht mehr unter Kontrolle. Da die Bundeskanzlerin dem Inhalt des Nahles-Briefs offenbar grundsätzlich zustimmt, gesteht sie übrigens einen Fehler ein: Der Irrtum geht ja laut SPD-Vorsitzender ausdrücklich auch auf die Adressaten ihrer Epistel zurück. Mit anderen Worten: Um die GroKo zu retten, muss Merkel den Vorwurf eigenen Versagens aus der Feder von Andrea Nahles nicht nur erdulden, sondern bestätigen. Ein bemerkenswerter Vorgang.
Seehofer kann Maaßen nicht fallen lasse
Man darf gespannt sein, wie die neue Lösung für Maaßens künftige Verwendung ausfallen wird. Dass Horst Seehofer ihn jetzt einfach fallen lässt, nachdem er die SPD mit der Staatssekretärs-Lösung vorgeführt und seine eigene Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat, ist schlicht undenkbar. Der Innenminister hat zwar Entgegenkommen signalisiert, aber dabei dürfte es sich um taktisches Kalkül gehandelt haben. Seehofer weiß gut genug Bescheid über seinen schlechten Ruf in den Medien, um ihnen nicht gleich die nächste Steilvorlage zu liefern. Lieber den Ball flach halten und am Ende das Tor schießen, als umgekehrt – also so wie die Sozialdemokraten.
„Die SPD will die Arbeit dieser Koalition erfolgreich fortführen“, schreibt Andrea Nahles an die Parteivorsitzenden von CDU und CSU. Das ist für alle erkennbar nicht der Fall. Ein Teil der SPD will nämlich genau das Gegenteil, und weil der Vorsitzenden die notwendige Autorität fehlt, um sich gegen die parteiinternen Quertreiber zur Wehr zu setzen, sollte die SPD notwendige Konsequenzen ziehen. In der Opposition könnte sie zum Beispiel Kevin Kühnert zum neuen Vorsitzenden wählen und sich dann als politische Marginalkraft erneuern. Die Grünen stünden für die Union als Ersatzkoalitionäre sofort bereit, die FDP mit etwas Bedenkzeit ebenso. Letztere aber nur unter der Bedingung, dass Merkel das Kanzleramt räumt. Das wäre ein Befreiungsschlag – nicht zuletzt auch für die CDU.
Die Versetzung des Verfassungsschutz-Präsidenten ins Innenministerium soll neu verhandelt werden, weil Andrea Nahles sich verzockt hat. Um Hans-Georg Maaßen geht es dabei längst nicht mehr, sondern um einen Richtungskampf in der sterbenskranken SPD
„Mama weer all crazee now“ war im Jahr 1972 ein Hit der britischen Rockband Slade – der Song hielt sich zehn Wochen lang in den Charts. Er könnte auch der Soundtrack der aktuellen Bundesregierung sein, und allem Anschein nach wird das Lied bis zum absehbaren Ende der Großen Koalition rauf und runter gespielt werden. Anlässe für eine Heavy Rotation der Melodie politischen Durchgeknalltseins gibt es in Hülle und Fülle, denn der Fall Maaßen zeigt: Es geht längst nicht mehr um konkrete Inhalte. Warum sonst könnten offensichtlich den Tatsachen entsprechende Aussagen eines Verfassungsschutzpräsidenten zu einer regelrechten Staatskrise führen? Als Fakt bleibt festzuhalten: Die SPD ist nicht regierungsfähig, weil ein auf Opposition fixierter Teil der Partei die Obstruktion der Parteivorsitzenden betreibt. Kevin Kühnert rules.
SPD statuiert an Maaßen ein Exempel
Jetzt soll also die Personalie Hans-Georg Maaßens neu verhandelt werden, weil Nahles die eigenen Leute aufs Dach steigen. Immerhin scheint sich die deutsche Sozialdemokratie schon so weit erneuert zu haben, dass die Basta-Zeiten eines Gerhard Schröder endgültig passé sind. Ohne dessen Durchsetzungsfähigkeit gegen interne Widerstände hätte die SPD zwar erst gar nicht ihren wohl auf ewiglich letzten Bundeskanzler gestellt, aber das ist inzwischen alles egal. Im Niedergang regieren Panik und Rechthaberei, es muss an einem erfahrenen Verwaltungsjuristen ein Exempel statuiert werden. Da reicht es dann einfach nicht aus, ihn von der Spitze des Bundesamts für Verfassungsschutz verdrängt zu haben, wie Nahles irrtümlich glaubte. Der Mann soll endgültig kaltgestellt werden; der Juso-Vorsitzende fordert gar, Hans-Georg Maaßen dürfe überhaupt kein öffentliches Amt mehr bekleiden. Womit die nächste Konfrontation natürlich schon programmiert ist.
„Die durchweg negativen Reaktionen aus der Bevölkerung zeigen, dass wir uns geirrt haben“, schreibt die SPD-Chefin über die Versetzung Maaßens als Staatssekretär ins Innenministerium in einem Brief an Angela Merkel und Horst Seehofer. Damit hat sie wahrscheinlich sogar recht. Nur übergeht sie eben auch all jene Bürger, denen die Personalentscheidung schon deswegen befremdlich vorkam, weil sie in Maaßens Bewertung der Chemnitzer Ereignisse nichts anstößiges finden konnten. Die SPD ist zum Opfer ihrer eigenen Skandalisierung geworden und bekommt die Sache nicht mehr unter Kontrolle. Da die Bundeskanzlerin dem Inhalt des Nahles-Briefs offenbar grundsätzlich zustimmt, gesteht sie übrigens einen Fehler ein: Der Irrtum geht ja laut SPD-Vorsitzender ausdrücklich auch auf die Adressaten ihrer Epistel zurück. Mit anderen Worten: Um die GroKo zu retten, muss Merkel den Vorwurf eigenen Versagens aus der Feder von Andrea Nahles nicht nur erdulden, sondern bestätigen. Ein bemerkenswerter Vorgang.
Seehofer kann Maaßen nicht fallen lasse
Man darf gespannt sein, wie die neue Lösung für Maaßens künftige Verwendung ausfallen wird. Dass Horst Seehofer ihn jetzt einfach fallen lässt, nachdem er die SPD mit der Staatssekretärs-Lösung vorgeführt und seine eigene Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat, ist schlicht undenkbar. Der Innenminister hat zwar Entgegenkommen signalisiert, aber dabei dürfte es sich um taktisches Kalkül gehandelt haben. Seehofer weiß gut genug Bescheid über seinen schlechten Ruf in den Medien, um ihnen nicht gleich die nächste Steilvorlage zu liefern. Lieber den Ball flach halten und am Ende das Tor schießen, als umgekehrt – also so wie die Sozialdemokraten.
„Die SPD will die Arbeit dieser Koalition erfolgreich fortführen“, schreibt Andrea Nahles an die Parteivorsitzenden von CDU und CSU. Das ist für alle erkennbar nicht der Fall. Ein Teil der SPD will nämlich genau das Gegenteil, und weil der Vorsitzenden die notwendige Autorität fehlt, um sich gegen die parteiinternen Quertreiber zur Wehr zu setzen, sollte die SPD notwendige Konsequenzen ziehen. In der Opposition könnte sie zum Beispiel Kevin Kühnert zum neuen Vorsitzenden wählen und sich dann als politische Marginalkraft erneuern. Die Grünen stünden für die Union als Ersatzkoalitionäre sofort bereit, die FDP mit etwas Bedenkzeit ebenso. Letztere aber nur unter der Bedingung, dass Merkel das Kanzleramt räumt. Das wäre ein Befreiungsschlag – nicht zuletzt auch für die CDU.
- Wer bereit ist zu spenden, muss belohnt werden
Potenzielle Organspender bevorzugen
Was nichts kostet, ist nichts wert
Die anderen werden schon handeln
- „Der Fall Maaßen ist ein Triumph des Journalismus über die neuen Medien
INTERVIEW MIT NORBERT BOLZ am 10. September 2018
-
Höchstinstanzlicher Einspruch
Es gibt keine belastbaren Informationen für Hetzjagden in
Chemnitz, sagt der Präsident des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen.
Damit setzt er Kanzlerin Angela Merkel unter Druck, die sich diese
Behauptung zu eigen gemacht hatte

Eine Frage von politischer Brisanz: Gab es Hetzjagden oder nicht? / picture alliance
Und dann hat es Bumm gemacht. Verfassungsschutzpräsident
Hans-Georg Maaßen tut kund: Es gab nach den Informationen seiner Behörde
keine Hetzjagden in Chemnitz. Und das Video, auf dem einem fremdländisch aussehenden Mann kurz nachgestellt wird,
ist zweifelhaften Ursprungs und laut Maaßen sprechen gute Gründe dafür,
es handele sich dabei um „gezielte Falschinformation, um möglicherweise
die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken.“
Diese Aussage ist höchstinstanzlich. Es gibt keinen, der mehr
Kompetenz hätte, dieses Urteil zu treffen als der Präsident des
Verfassungsschutzes. Seine Aussage deckt sich mit jener der örtlichen
Staatsanwaltschaft. Und sie lässt die Kanzlerin und ihren Sprecher sehr
schlecht aussehen, weil beide sich der Hetzjagd-Erzählung angeschlossen
hatten. Steffen Seibert tat das in einer unnötig pathetischen Art und Weise.
Mit Maaßens Wortmeldung steht auch das Solidaritätskonzert in
Chemnitz mit 65.000 Zuschauern in einem neuen Licht da. Der Anlass ist
weitgehend weggebrochen. Es erweist sich, was sich früh abzeichnete. Die
ganze Empörung über Chemnitz war größtenteils abgelenkt, diente dazu
abzulenken. Abzulenken vom eigentlich empörenden Primärereignis:
Ein Mann ist bei einem Stadtfest von zwei bis drei mutmaßlichen Tätern,
die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen, erstochen worden. Zwei
weitere schwer verletzt. Die zuständige Ansagerin des Konzerts in
Chemnitz brachte es fertig, sogar die Gedenkminute für das Opfer in
einen Zusammenhang mit rechtsradikaler Gewalt und Hass zu stellen.
Die „Mutter aller politischen Probleme“?
Politisch kommen Chemnitz und Maaßens Wortmeldung in einem erneut aufgeheizten Moment.
Bundesinnenminister Horst Seehofer hat mit seinem Satz, die
Migrationsfrage sei „die Mutter aller politischen Probleme in diesem
Land“, den Fehdehandschuh gegen Merkel wieder aufgehoben und ihr
abermals vor die Füße geworfen. Drei Jahre jährt sich in diesen Tagen
die einsame Entscheidung Merkels, die Grenzen Deutschlands angesichts
der anschwellenden Flüchtlingsströme nicht zuzumachen. Was nach
Darstellung in einem akribisch recherchierten Buch (Robin Alexander:
„Die Getriebenen“) über die entscheidenden Sitzungen im Kanzleramt vom
zuständigen Chef der Bundespolizei Dieter Romann für möglich erklärt,
aber von Seiten Merkels und ihres damaligen Innenminister Thomas De
Maiziere verworfen wurde.
Maaßens Vorstoß ist über den Einzelfall hinaus hochpolitisch. Es ist
eine Revolte eines entscheidenden Dienstleisters, in diesem Fall des
Verfassungsschutzes gegen die politische Obrigkeit. Wenn
Polizeipräsident Dieter Romann, der bisher geschwiegen hat, es Maaßen
gleichtäte und drei Jahre später die Kernthese des Buches bestätigte,
dann stünde die Kanzlerschaft Merkels umgehend und ernsthaft in Frage.
Zumal mit Hessen und Bayern zwei Landtagswahlen vor der Tür stehen, die
Plebisziten über den Umgang mit der Seehoferschen „Mutter aller
politischen Probleme“ gleichkommen.
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