Dienstag, 25. Dezember 2012

Hilfeindustrie und Maserati

Die Vorweihnachtszeit nutzte Ulrich Schneider, Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, sich für die Armen in die Bresche zu werfen. Der Mann mit einem geschätzten Jahreseinkommen von mindestens 250.000 Euro brennt förmlich für die Armut und, einmal in Höchstform, gibt er schon mal 120 Interviews und Stellungnahmen in einer Woche.
   Er sieht sich als wahrer Sprecher der Hilfeindustrie mit 500.000 Mitarbeitern und Millionen Helfern und einem Jahresumsatz von 135 Mrd. Euro. Wie das so laufen kann, in der Hilfeindustrie, zeigt das Beispiel der legendären Treberhilfe Berlin:  Sie hatte in ihrem ertragreichsten Geschäftsjahr 2009 ca. 280 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von mehr als 12 Millionen Euro. Der Name ist eine Ableitung des Begriffs des Trebegängers und weist auf die Zielgruppe des Unternehmens hin. Woher das Geld kam? Vom Staat und aus Spenden.
   Deren Geschäftsführer, Harald Ehlert, bezog ein Gehalt von 365.000 Euro pro Jahr, fuhr einen Maserati als Dienstwagen und bewohnte eine von der Treberhilfe erworbene Villa am Schwielowsee zu einem Spotmietpreis. Darüber hinaus floss die Hälfte der Überschüsse des Unternehmens nominell ins Privateivermögen Ehlerts als Mitgesellschaftler. Ein Einzelfall? Bei dem vielen Geld im Spiel? Kaum zu glauben!
   Ach, ja: Die Organisation mit knapp 300 Sozialarbeitern betreute ca. 3000 Obdachlose.  Man könnte auch sagen: Es waren nicht die Obdachlosen, die von den Sozialarbeitern versorgt wurden, es war genau umgekehrt, die Obdachlosen versorgten die Sozialarbeiter mit Arbeit.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Die Mittelschicht schrumpft

Laut einer soeben veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung, schrumpft die Mittelschicht seit 15 Jahren. Demgegenüber soll der Anteil unterer und unterster Einkommen (weniger als 70 Prozent des Medians) seit 1997 um fünf Prozent bzw. knapp vier Millionen Personen gestiegen sein.
  Drei Ursachen sollen für die Entwicklung der Einkommensmittelschicht in Deutschland identifiziert worden sein: Veränderungen in der Haushaltsstruktur, Steuerreformen und ein Wandel der Strukturen des Arbeitsmarktes. Mit Hinblick auf demographische Veränderungen sei die Zunahme der Einpersonen- und Alleinerziehendenhaushalte an allen Privathaushalten zu nennen (1991: 34 Prozent 2010: 40 Prozent). Dieser Trend sei in Ostdeutschland mit einer Zunahme von 10 Prozent besonders ausgeprägt. Mehr Einpersonenhaushalte würden zu größerer Einkommensungleichheit führen, da keine Ersparnisse durch gemeinsames Wirtschaften wie in größeren Haushalten erzielt werden.
  Gründe für die strukturellen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sollen unter anderen im sinkenden gewerkschaftlichen Organisationsgrad und in einer rückläufigen Nachfrage nach gering qualifiziert Beschäftigten liegen.
   Über die Studie: Die Entwicklung der Mittelschicht spielt in der öffentlichen Diskussion eine große Rolle. Die Angaben sind dazu sehr unterschiedlich. Für eine umfassende Beurteilung der Entwicklung der Mittelschicht anhand empirischer Daten, wurde die Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bremen erstellt. In dieser Studie wurden verschiedene Definitionen der Mittelschicht unter Berücksichtigung von Bildung, Beruf, Vermögen und Einkommen herangezogen.
  Laut Studie zählt zur Mittelschicht, wer zwischen 70 und 150 Prozent des Durchschnittseinkommens verfügt. Unter 60 Prozent soll angeblich die Armutsgrenze beginnen.
Nun weiß jeder, der im Mathematikunterricht ein wenig aufgepasst hat, dass sich Abweichungen von Mittelwerten, dem Median, immer proportional zum Mittelwert bewegen. Wie fragwürdig deshalb prozentuale Grenzen sind, zeigt folgendes Beispiel:
   Heute beträgt das verfügbare Durchschnittseinkommen angeblich ca. 16.140 Euro. Zur Unterschicht zählt demnach, wer  weniger als 70 % davon zur Verfügung hat. Das wären 11.298 Euro. Und zur oberen Einkommensschicht soll zählen, wer über mehr als 150 % davon verfügt, also 24.210 Euro.
  Eine Berechnung auf Medianbasis bewirkt, dass, wenn zum Beispiel das verfügbare Durchschnittseinkommen, wie etwa für 2013 prognostiziert, um 600 Euro steigt, im gleichen Verhältnis auch die Armutsgrenze steigen muss und das Verhältnis zwischen Unter- Mittel- und oberer Einkommensschicht bleibt gleich. Das heißt, wer in der Unterschicht keine höheren Einkommenssteigerungen als die Mittelschicht erzielt, bleibt immer in der Unterschicht. Dass wusste schon der Mathematiker Carl-Friedrich Gauß, als er vor 150 Jahren seine „Normalverteilungskurve“ entwickelte.
Beispielrechnung:
Einkommen
Unter 70%
Anteil
Mittel
Anteil
Ober 150%
Anteil
Gesamt
Derzeit
  11.298 €
22%
    16.140 €
31%
  24.210 €
47%
  51.648 €








Mittel :  + 600 €
  11.718 €
22%
    16.740 €
31%
  25.110 €
47%
  53.568 €

 

   

 


Man sieht, bei Medianberechnungen bleiben die Verhältnisse auf der Grundlage des Mittelwertes immer gleich und wenn das Durchschnittseinkommen steigt, steigt auch die „Unterschichtgrenze“.  
Und wie widersinnig Berechnungen auf Medianbasis sind, zeigt folgendes:
   Wer in Sachsen-Anhalt ein Durchschnittseinkommen von 16.970 € zur Verfügung hat und sich in der Mitte zur Mittelschicht seines Landes zählen kann, würde in Hamburg knapp an der Unterschicht  vorbei schrammen, da dort die Armutsgrenze bei 16.000 € verläuft.
   Und trotzdem scheint mir die Studie der Bertelsmann Stiftung seriöser als der „Armutsbericht“ der Wohlfahrtsverbände, der als Lobbybericht der „Hilfeindustrie“ von zahlreichen Medien zur Skandalisierung ihrer vorweihnachtlichen Berichterstattung genutzt wird.
   Da kann man es nur mit Churchill halten und nur der Statistik glauben, die man selbst gefälscht hat...

Sonntag, 16. Dezember 2012

Steinbrück und kein Ende

Ist eigentlich jemand aufgefallen, dass Peter Gauweiler, im Nebenjob MdB, die Kirch-Erben im Prozess gegen die Deutsche Bank vertreten und bei einem Streitwert von 800 Mio. Euro eine Entschädigung in noch auszuhandelnder Mio. Höhe erstritten hat? Streitwert von 800 Mio.? Wie hoch war da wohl sein Honorar, wenn dieses bei einem Streitwert von 10.000 Euro ca. 1.600 Euro betragen hätte?
   Die Journalisten, die seit Wochen auf der Vortragstätigkeit von Peer Steinbrück und dessen Nebentätigkeiten herumreiten, täten gut daran, ihren Blick mal etwas zu erweitern.
   Wie ganz nebenbei zu erfahren war, hat Peter Gauweiler, Wirtschaftsanwalt in der Rechtsanwaltskanzlei Bub, Gauweiler & Partner, München, und nebenbei Mitglied des Bundestages, die Erben von Leo Kirch vor dem OLG München vertreten und den Prozess gegen die Deutsche Bank gewonnen. Der damit verbunden Zeitaufwand muss sich selbstverständlich auf seine Tätigkeit als MdB auswirken. Laut Wikipedia ist Gauweiler der Abgeordnete mit der höchsten Fehlquote. In dieser Legislaturperiode hat er an 36 von 62 Sitzungen nicht teilgenommen. Kein Wunder, hat er doch allein 2012 acht Mandate wahrgenommen, alle vergütet im Sinne der Stufe 3 (mehr als 7.000 Euro) der Veröffentlichungsrichtline über Nebentätigkeiten des Deutschen Bundestages.
   Was heißt das nun im Fall Kirch gegen Deutsche Bank?
Die Honorare der Rechtsanwälte in Zivilprozessen richtet sich nach dem Streitwert im Verfahren. Beträgt der z.B. 10.000 Euro erhält der RA ca. 2,5 bis 3,5 Gebührensätze nach der Gebührenordnung für RA, ungefähr 1.600 Euro (16 %). Die Kostentabelle endet allerdings bei 30 Mio. Euro.
   Nun betrug der Streitwert im Falle Kirch/Deutsch Bank allerdings 800 Mio. Euro. Sicherlich wird das frei ausgehandelte Honorar keine 16 % des Streitwertes, nämlich 144 Mio. Euro betragen. Aber wie hoch war es denn dann? Halb so viel? Ein Viertel davon? Selbst 10 % wären noch 14,4 Mio. und wie viel wanderte davon in Gauweilers Tasche?
   Das zu recherchieren, wäre doch einmal eine lohnende Aufgabe für einen investigativen Journalisten, anstatt immer wieder den gleichen Quark über Wochen breitzutreten.

Lobbyismus

Wussten Sie, was Lobbyisten als größtes Geschenk ansehen? „Die Ahnungslosigkeit der Politiker, denn die macht beinflussbar.“ 5000 Lobbyisten, rechnerisch 8 pro Abgeordneten, tummeln sich in Berlin.
Warum?
Weil sie nach eigener Einschätzung den Politikern „die Meinung“ machen müssen, denn „wie sollen sich Leute um Wirtschaft, Gesundheit und Finanzen kümmern, die noch nie ein Unternehmen oder eine Bank von innen gesehen haben?“
So ein Insider

Dienstag, 11. Dezember 2012

Zahl der HIV-Infizierten erreicht Höchststand

Wie krank ist ein Gesundheitssystem, in dem zwar mit Millionenaufwand versucht wird, für 0,1% der Bevölkerung das Ausbreiten von AIDS zu verhindern, das bei den großen Volkskrankheiten aber wartet, bis die Menschen krank werden, um dann mit Milliardenaufwand die Krankheiten zu bekämpfen?

   Pünktlich zum Welt-AIDS-Tag haben die Medien wieder die „Betroffenheitskeule“ geschwungen und berichtet, dass geschätzte 78.000 Menschen bei uns (weniger als 0,1 %) mit dem HIV-Erreger leben, wovon 51.000 (0,12 % der Männer) schwul sein sollen. Es sollen 2012 ca. 550 Personen gestorben sein.
   Wer hinterfragt eigentlich mal die Bedeutungsschwere dieser Zahlen? Ein gesellschaftliches Pro- blem? Wohl kaum. Immerhin sind demnach mehr als 99,9 % der Deutschen nicht mit Aids infiziert.  Wohl eher eines der Junki-, Schicki-Micki- und Medien-Szenen, die überproportional gefährdet sein dürften und der Aidshilfeindustrie, die bei einer Problemreduzierung um ihre Pfründe fürchten muss.
   Wer wagt es endlich mal, öffentlich  einen Skandal zu nennen, dass von dem 1,2 Mio. Euro-Etat der AIDS-Hilfe-Berlin weniger als 10 % unmittelbar bei den Betroffenen ankommt?
   Hier ein Auszug aus der Gewinn- und Verlustrechnung der Berliner AIDS-Hilfe e.V. 2010:
Umsatz: 1, 2 Mio. Euro, davon u.a.:
  • Personalaufwand:                619.740 Euro
  • Mieten und Nebenkosten:   161.348 Euro
  • Öffentliche Aufklärung:         56.756 Euro
  • Honorare:                                27.739 Euro 
                                                          865.583 Euro oder 72, 1 % für die Organisation !
Verbleiben für
  • Lebensmittel/GetränkefürFrühstücke,CaféPositHivundGruppen:  29.700 Euro
  • Gruppenaktivitäten:                                                                                     37.374 Euro
  • Supervision:                                                                                                   15.692 Euro
  • Hilfsfond:                                                                                                        17.743 Euro
                                                                                                                                  105.809 Euro oder 
                                                                     Nur 8,3 % unmittelbar für die Betroffenen !!!!!

Und was die Zahl der Toten 2011 betrifft, hier ein paar dpa Zahlen:
  • Herz-Kreislauftote:   342.636
  • Krebstote:                    221.665
  • Sebstmorde:                  10.144
  • Tote durch Sturz:           9.722
  • Verkehrstote 2011:          3991