Drei Ursachen sollen für die
Entwicklung der Einkommensmittelschicht in Deutschland identifiziert worden sein:
Veränderungen in der Haushaltsstruktur, Steuerreformen und ein Wandel der
Strukturen des Arbeitsmarktes. Mit Hinblick auf demographische Veränderungen
sei die Zunahme der Einpersonen- und Alleinerziehendenhaushalte an allen
Privathaushalten zu nennen (1991: 34 Prozent 2010: 40 Prozent). Dieser Trend
sei in Ostdeutschland mit einer Zunahme von 10 Prozent besonders ausgeprägt.
Mehr Einpersonenhaushalte würden zu größerer Einkommensungleichheit führen, da
keine Ersparnisse durch gemeinsames Wirtschaften wie in größeren Haushalten
erzielt werden.
Gründe für die strukturellen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt
sollen unter anderen im sinkenden gewerkschaftlichen Organisationsgrad und in
einer rückläufigen Nachfrage nach gering qualifiziert Beschäftigten liegen.
Über die Studie: Die Entwicklung der
Mittelschicht spielt in der öffentlichen Diskussion eine große Rolle. Die
Angaben sind dazu sehr unterschiedlich. Für eine umfassende Beurteilung der
Entwicklung der Mittelschicht anhand empirischer Daten, wurde die Studie im
Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bremen erstellt. In dieser
Studie wurden verschiedene Definitionen der Mittelschicht unter
Berücksichtigung von Bildung, Beruf, Vermögen und Einkommen herangezogen.
Laut Studie zählt zur Mittelschicht,
wer zwischen 70 und 150 Prozent des Durchschnittseinkommens verfügt. Unter 60
Prozent soll angeblich die Armutsgrenze beginnen.
Nun weiß jeder, der im
Mathematikunterricht ein wenig aufgepasst hat, dass sich Abweichungen von
Mittelwerten, dem Median, immer proportional zum Mittelwert bewegen. Wie
fragwürdig deshalb prozentuale Grenzen sind, zeigt folgendes Beispiel:
Heute beträgt das verfügbare Durchschnittseinkommen
angeblich ca. 16.140 Euro. Zur Unterschicht zählt demnach, wer weniger als 70 % davon zur Verfügung hat. Das
wären 11.298 Euro. Und zur oberen Einkommensschicht soll zählen, wer über mehr
als 150 % davon verfügt, also 24.210 Euro.
Eine Berechnung auf Medianbasis
bewirkt, dass, wenn zum Beispiel das verfügbare Durchschnittseinkommen, wie etwa
für 2013 prognostiziert, um 600 Euro steigt, im gleichen Verhältnis auch die Armutsgrenze
steigen muss und das Verhältnis zwischen Unter- Mittel- und oberer Einkommensschicht
bleibt gleich. Das heißt, wer in der Unterschicht keine höheren
Einkommenssteigerungen als die Mittelschicht erzielt, bleibt immer in der
Unterschicht. Dass wusste schon der Mathematiker Carl-Friedrich Gauß, als er vor
150 Jahren seine „Normalverteilungskurve“ entwickelte.
Beispielrechnung:
Einkommen
|
Unter 70%
|
Anteil
|
Mittel
|
Anteil
|
Ober
150%
|
Anteil
|
Gesamt
|
Derzeit
|
11.298
€
|
22%
|
16.140 €
|
31%
|
24.210 €
|
47%
|
51.648 €
|
Mittel :
+ 600 €
|
11.718 €
|
22%
|
16.740 €
|
31%
|
25.110 €
|
47%
|
53.568
€
|
Man sieht, bei Medianberechnungen
bleiben die Verhältnisse auf der Grundlage des Mittelwertes immer gleich und
wenn das Durchschnittseinkommen steigt, steigt auch die „Unterschichtgrenze“.
Und wie widersinnig Berechnungen auf Medianbasis sind, zeigt
folgendes:
Wer in Sachsen-Anhalt ein Durchschnittseinkommen von 16.970 €
zur Verfügung hat und sich in der Mitte zur Mittelschicht seines Landes zählen
kann, würde in Hamburg knapp an der Unterschicht vorbei schrammen, da dort die Armutsgrenze
bei 16.000 € verläuft.
Und trotzdem scheint mir die Studie der Bertelsmann Stiftung
seriöser als der „Armutsbericht“ der Wohlfahrtsverbände, der als Lobbybericht
der „Hilfeindustrie“ von zahlreichen Medien zur Skandalisierung ihrer
vorweihnachtlichen Berichterstattung genutzt wird.
Da kann man es nur mit Churchill halten und nur der Statistik
glauben, die man selbst gefälscht hat...
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