Gesundheitssystem überfordert?
Ja
es scheint so, dass unser Gesundheitssystem überfordert ist und
dringend reformiert werden muss. Wie labil es ist, zeigt die Tatsache
des Personal- und Bettenmangels auf den Intensivstationen mit der Folge,
dass die Lage heute bedrohlicher als vor Beginn der Impfkampagne ist.
In den letzten Tagen häuften sich die Warnungen vor überfüllten Krankenhäusern und überlasteten Intensivstationen. Dabei
befinden sich deutlich weniger Corona-Patienten auf den
Intensivstationen als im Frühjahr, als die Kranken-häuser über ähnliche
Engpässe berichtet hatten. Sind die Klagen also unberechtigt?
Erstaunlicherweise hat die Anzahl betreibbarer Betten im Laufe des Jahres abgenommen. Heute gibt es knapp 3800 betriebsbereite Betten weniger als vor einem Jahr. Selbst auf dem Höhepunkt der dritten Welle Ende April gab es mit 23 900 Betten knapp 1600 mehr als im jetzigen Corona-Herbst.
Das zeigt, dass das Gesundheitssystem solche Prozesse nicht steuern kann. Das System muss den Belangen der Gesellschaft angepasst werden, nicht die Gesellschaft einem überforderten Gesundheitssystem.
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Warum die Kliniken schlechter dastehen als vor einem Jahr – obwohl es weniger Corona-Patienten gibt (NZZ)
Fehlende Intensivbetten - Das stinkt zum Himmel (CICERO)
Wie schon im Herbst 2020 mehren sich derzeit die Meldungen, nach denen die Intensivstationen allmählich an ihre Grenzen stoßen. Damals hat der Gesundheitsökonom Matthias Schrappe errechnet, dass die Datengrundlage für diese Behauptung fehlerhaft ist – ein Vorwurf, der später auch vom Bundesrechnungshof erhoben wurde. Wie also ist die aktuelle Lage tatsächlich einzuschätzen? Cicero traf Schrappe zum Interview.
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