Keine Frage: Dass es immer mehr volljährige Empfänger von Grundsicherung gibt, kann sich zu einem gravierenden sozialpolitischen Problem erwachsen. Die Frage ist nur, ob es bereits soweit ist.
Fast alle Print- und E-Medien (auch die GZ) haben am 18./19.10.2012 eine Meldung von dpa aufgegriffen und darüber berichtet, dass in Deutschland 844.000 Erwachsene, davon 436.000 Rentner, Hilfe vom Staat erhalten, weil ihre Altersrente nicht reicht oder sie dauerhaft nicht arbeiten können.
Soweit, so schlecht.
Interessant ist jedoch, wie in dieser Meldung manipulativ mit Zahlen jongliert wird, um dramaturgisch das Problem zu überhöhen.
Ich habe bereits an dieser Stelle über Gerd Bosbachs Buch „Lügen mit Zahlen“ berichtet, in dem dieser fachkundig und unterhaltsam die tägliche Manipulation durch die Medien mit Zahlen entlarvt. Bei dem Versuch zu relativieren, wurde auch in diesem Fall kräftig manipuliert.
Die Zahl der Empfänger ist tatsächlich um 5,9 % von 797.000 auf 844.000 gestiegen.
Die Zahl der Empfänger ist tatsächlich um 5,9 % von 797.000 auf 844.000 gestiegen.
Aber wie banal würde es klingen, wenn man den Anstieg im Verhältnis zu allen volljährigen Einwohnern deutschlandweit darstellen würde, das wären nämlich 0,07 Prozent, von 1,2 % auf 1,27 %!
Weiter heißt es, betroffen seien insbesondere 32 von 1000 Frauen ab 65 Jahren in Westdeutschland und 19 von 1000 Rentnerinnen in Ostdeutschland und in Gesamtdeutschland wären 28 von 1000 Rentnerinnen und 22 von 1000 männlichen Rentnern betroffen .
Wieso denn plötzlich ein Wechsel in der Darstellung der Zahlen? Um die Verhältnisse dramatischer erscheinen zu lassen als sie sind?
Denn:
Denn:
- 32 von 1000 sind 32 Promille oder 3,2 Prozent
- 19 von 1000 sind 19 Promille oder 1,9 Prozent
- 22 von 1000 sind 22 Promille oder 2,2 Prozent
- 28 von 1000 sind 28 Promille oder 2,8 Prozent
Natürlich hören sich Zahlen von 19, 22, 28 oder 32 o/oo dramatischer an als 1,9%, 2,2%, 2,8% oder 3,2 %.
Auch wäre es sicher informativ gewesen zu erwähnen, dass 436.000 Personen über 65 Jahre einem Anteil an allen über 65jährigen in Deutschland von 2,53 % entspricht.
Aber mit „kleinen“ Zahlen kann man schlecht dramatisieren.
Aber mit „kleinen“ Zahlen kann man schlecht dramatisieren.
Wenn in Deutschland nicht immer das Glas halb leer wäre, hätte man auch schreiben können:
„Der Anteil der Grundsicherungsempfänger in Deutschland hat sich 2011 gegenüber 2010 verschlechtert. Er stieg allerdings lediglich um 0,07 %, von 1,2 auf 1,27 % aller über 18jährigen.
Demnach benötigten 2011
„Der Anteil der Grundsicherungsempfänger in Deutschland hat sich 2011 gegenüber 2010 verschlechtert. Er stieg allerdings lediglich um 0,07 %, von 1,2 auf 1,27 % aller über 18jährigen.
Demnach benötigten 2011
- 98,73 % der Deutschen über 18 Jahre sowie
- 97,47 % der über 65jährigen, davon
- 98,8 % Männer und
- 98,2 % Frauen
keine Grundsicherung.“
Man sieht, alle oben verwendeten Zahlen spiegeln mathematisch das Gleiche wider, in ihrer manipulativen Zielrichtung wirken sie jedoch höchst unterschiedlich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen