Mittwoch, 27. Januar 2016

Seid wütend auf muslimische Frauen

Von Kathrin Spoerr DIE WELT 14.01.2015
Die ehemalige Femen-Aktivisten Zana Ramadani kämpft dagegen an, dass Jungen wie kleine Prinzen und Mädchen wie Haushaltshilfen erzogen werden 
Die ehemalige Femen-Aktivistin Zana Ramadani glaubt, dass Vorfälle wie in Köln überall möglich sind, wo Muslime leben. Schuld sind die islamischen Werte – und Mütter, die ihre Kinder danach erziehen. 
Die Feministin Zana Ramadani kämpfte als Aktivistin der Femen-Bewegung für Gleichberechtigung. Die heute 32-Jährige wurde in Mazedonien geboren und wuchs im Siegerland in ihrer muslimischen Familie auf. Mittlerweile lebt sie in Berlin. 
Die Welt: Nach den Exzessen der Silvesternacht – auf wen soll man wütend sein? Auf Araber? Auf Muslime? Auf Männer ganz allgemein? 
Zana Ramadani: Ganz klar: auf Muslime. Nicht nur auf die muslimischen Männer, auch auf die muslimischen Frauen, vor allem auf die muslimischen Mütter. Das Frauenbild, das uns in der Silvesternacht entgegenschlug, wird im gesamten islamischen Kulturkreis gelebt. In Mazedonien, wo ich herkomme, hätte unter den Muslimen genau das Gleiche passieren können. Auch in Pakistan oder Bangladesch. In jedem islamischen Land hätte das passieren können und passiert dort auch täglich. Denn die Werte sind schuld an den Geschehnissen. Es sind die Werte des Islam. 
Die Welt: Welche Werte sind das? 
Ramadani: Folgende: Frauen sind Bedienstete. Frauen sind Sklavinnen. Wir sind Ware. Wir haben uns züchtig zu benehmen. Wenn wir einem Mann zu lange in die Augen sehen, dann wollen wir ihn reizen und erregen. Alles, was wir tun, und alles, was wir sind, ist reine Provokation. Deswegen müssen wir uns verhüllen. Zugleich wird Männern damit unterstellt, dass sie triebgesteuerte Vergewaltiger sind.Die Welt: Den Eindruck hatten in der Tat viele nach den Vorfällen von Köln. 
Ramadani: Ja, aber das ist natürlich Unsinn. Ich glaube nicht, dass arabische Männer triebhafter sind oder mehr Testosteron haben als europäisch-christliche. Muslimische Männer werden aber von klein auf mit einem verächtlichen Frauenbild großgezogen. Diese Männer lernen, dass Frauen, die einen kurzen Rock oder eine enge Hose tragen, verfügbar sind. Sie lernen, dass sie das Recht haben, sie respektlos zu behandeln. Was viele Muslime und Imame nicht verstehen, ist, dass sie nicht nur ein schlimmes Bild von Frauen haben, sondern auch von Männern. Das Verschleierungsgebot unterstellt ja, dass Männer nicht anders können, als sofort über eine Frau herzufallen, die ihre Haare zeigt. Das Verschleierungsgebot unterstellt also jedem Mann, ein triebgesteuerter Vergewaltiger zu sein. Die islamischen Werte sind also sowohl frauen- als auch männerfeindlich. 
Die Welt: Wie kommen diese Werte in die Männer rein? 
Ramadani: Im islamischen Kulturkreis ist es so, dass noch immer fast ausschließlich Frauen erziehen. Die Frauen haben die Werte, unter denen sie selbst oft gelitten haben, so verinnerlicht, dass sie sie sowohl an ihre Söhne als auch an ihre Töchter weitergeben. Die Jungs werden schon von klein auf als Prinzen behandelt und verhätschelt. Die Mädchen werden vor allem zur Tugendhaftigkeit angeleitet. Sie müssen von Anfang an im Haushalt arbeiten und der Mutter helfen, die Männer der Familie zu verziehen. 
"Man wird geehrt und gut behandelt, wenn man sich fügt", sagt Zani Ramadani. Das betrifft auch eine züchtige Kleiderauswahl, sogar im Schwimmbad Foto: dpa 
Die Welt: Haben Sie das in Ihrer muslimischen Familie so erlebt? 
Ramadani: Ja, und zwar sehr extrem. Ich habe einen Bruder. Meine Mutter hat ihn sehr verwöhnt und ihm alles nachgesehen. Ich als Mädchen wurde mit unglaublicher Strenge erzogen. Ich hatte keine Freiheiten, und wenn ich trotzdem draußen mit meinen Freunden spielte, dann hat sie mich schon als kleines Mädchen als Dreck oder als Hure beschimpft – lange bevor ich überhaupt wusste, was eine Hure ist. Ich habe mich in einem langen und schmerzhaften Kampf von meiner Familie emanzipiert. Mein Bruder lebt die Werte der muslimischen Familie munter weiter. 
Die Welt: Sind alle muslimischen Mütter so extrem? 
Ramadani: Natürlich nennen nicht alle Mütter ihre Tochter Hure, nur weil sie mit einem Jungen im Sandkasten gespielt hat. Die ältere Generation ist sicher extremer als die jüngere. Aber die Vorstellung: Das darf ein Mädchen nicht, das hat ein Mädchen zu tun und das ein Junge – das sitzt tief in der islamischen Kultur. 
Die Welt: Wie verhält sich ein gutes muslimisches Mädchen? 
Ramadani: Es widerspricht nicht. Es hat immer zu Hause zu sein. Es hat sich immer in der Familie aufzuhalten. Und dann ist da natürlich noch dieser Jungfrauenwahn. Die Ehre der Familie befindet sich zwischen den Beinen der Tochter. 
Islamisches Frauenbild gegen westliche Kultur 
Die Übergriffe auf Frauen in Köln sind noch nicht aufgeklärt. Die Polizei geht aber von Tätern aus dem arabischen Raum aus. Ein Kulturkreis, in dem Frauen eine deutlich untergeordnete Rolle spielen. Quelle: Die Welt 
Die Welt: Also ist an der sexuellen Unterdrückung auch die Mutter schuld? 
Ramadani: Ja. Jede islamische Mutter bringt ihrer Tochter bei, dass sie nur dann etwas wert ist, wenn sie als Jungfrau in die Ehe geht. Man hat in der Ehe zu bleiben, man hat sich nicht zu trennen, man hat sein Schicksal immer zu ertragen. 
Die Welt: Ist dieser Wahn neu oder war das schon immer so? 
Ramadani: Das war schon immer so, nur hat es niemanden interessiert. Die Medien sind darüber hinweggegangen, solange sich die Frauenverachtung in den geschlossenen islamischen Milieus zutrug. Jetzt, durch die Vorfälle von Köln, werden wir auf ein Phänomen aufmerksam. Das Phänomen, dass Frauen im Islam nichts gelten. Aber jeder, der mit dem Islam aufgewachsen ist wie ich, der kennt es nicht anders. 
Die Welt: Der Koran gilt ja als Wurzel des Übels. Das Verschleierungsgebot, die Überlegenheit des Mannes werden aus ihm abgeleitet. Andererseits gibt es im Koran auch Frauenhuldigung. Die Mutter hat Heiligenstatus. Wie passen Frauenverehrung und Frauenverachtung zusammen? 
Ramadani: Die Frau ist in manchen Suren und Hadithen die Heilige. In anderen ist sie das Gegenteil, da ist sie die Schamlose, das Saatfeld des Mannes, der sich an ihr sexuell bedienen darf. Es ist so, dass die Frau gut ist, solange sie sich rein und züchtig verhält, solange sie sich unterordnet und gehorcht und funktioniert. Man wird geehrt und gut behandelt, wenn man sich fügt. Aber der muslimische Alltag ist auch abartig, er kommt gut in folgender Sure zum Ausdruck: 'Eure Frauen sind für euch ein Saatfeld. Geht zu eurem Saatfeld, wo immer ihr wollt.' Die Frau als Saatfeld, als Sexobjekt zur freien Verfügung des Mannes – wenn man das seinen Söhnen und Töchtern beibringt, wundert einen nicht, was da in Köln und überall im muslimischen Kulturkreis passiert. Für mich steht fest: Diese Angriffe haben also etwas mit dem Islam zu tun. 
Von Mädchen, die schon in der Schule Kopftuch tragen und verächtlich auf die herabsehen, die das nicht tun, geht oft ein wahnsinniger Gruppenzwang aus, glaubt Zana Ramadani Foto: dpa 
Die Welt: Fühlen sich die Frauen in den islamischen Kulturen vielleicht doch ganz wohl in ihrer Rolle? 
Ramadani: Es gibt ja verschiedene Frauen. Die meisten halten still, die akzeptieren alles, ihre Rolle und auch ihre eigene Minderwertigkeit. Die tragen von klein an, zum Beispiel in Berlin auf dem Schulhof, freiwillig das Kopftuch und verachten schon als Schülerinnen Mädchen, die das nicht tun. Von diesen Mädchen geht oft ein wahnsinniger Gruppenzwang aus. Und es gibt die anderen, die gegen ihre Eltern rebellieren, so wie ich zum Beispiel. Ich wurde dafür jahrelang bestraft, mit Prügel, so hart, dass ich tagelang nicht sitzen konnte. Übrigens hat mich immer meine Mutter verprügelt, nie mein Vater. So ist es fast immer. Die Mutter schlägt zu. Die Mutter demütigt und misshandelt die ungehorsame Tochter. Nach einer Weile hatte ich gelernt: Ich halte besser den Mund, aus Angst vor Schlägen und Schmerzen. 
Die Welt: Wie ist es, als muslimisches Einwanderkind von einer freien Gesellschaft umgeben zu sein? 
Ramadani: Na ja, viele nehmen die freie Gesellschaft ja gar nicht wahr. Die leben ihr muslimisches Leben einfach weiter, die sprechen weiter ihre Sprache und leben weiter ihre Kultur. Die stellen nichts infrage, höchstens die westlichen Werte, also die Werte des Landes, in dem sie leben. Sie verachten die Werte ihres Gastlandes. Das ist weit verbreitet. Verachtung für die Kultur, deren Vorteile sie gern in Anspruch nehmen. Dann gibt es aber auch Frauen (und Männer) wie mich. Auf mich übten die westlichen Werte, die ich in der Schule, auf der Straße, bei meinen Freundinnen sah, eine unglaubliche Anziehungskraft aus. Für uns wird dann das Leben in der Familie zur Hölle. 
Die Welt: Was kann man denn in Deutschland tun, um sich nicht dieses Mittelalter mit der Migrationsbewegung reinzuholen? 
Ramadani: Da kann man viel machen. Wir müssen damit aufhören, zu glauben, dass das mit dem Islam nichts zu tun hat. Das hat mit dem Islam sehr viel zu tun. Wir müssen von den Migranten ganz viel fordern. Wir müssen vor allem von den Migrantinnen viel fordern. 
Islamunterricht soll vor Radikalisierung schützen 
Radikale Islamisten versuchen oft junge Muslime zu ködern. Das gelingt leichter, wenn diese nicht viel über ihren Glauben wissen. Deshalb soll der Islamunterricht in Deutschland ausgebaut werden. Quelle: Die Welt 
Die Welt: Was denn? 
Ramadani: Sprachkurse reichen nicht. Wir müssen den Wertewandel in ihren Köpfen einleiten. Westliche Werte müssen ihnen nahegebracht werden. Wir müssen die Frauen stark machen gegen ihre Männer. Heute ist es ja so: Eine muslimische Familie kommt aufs Amt. Die Frau schweigt, der Mann redet irgendein unverständliches Zeug. Hätten die Frauen mehr Kompetenzen, wären die Männer plötzlich auf sie angewiesen. 
Die Welt: Wie soll das in der Realität gehen? 
Ramadani: Bürgerkurse. Verpflichtend für jede Frau. Wer sich weigert, kriegt kein Geld. Die Frau ist der Schlüssel zur Familie. Wir brauchen mehr Mut, um unsere Werte zu verteidigen. Wir müssen die Muslime zwingen. Ohne Zwang wird es nicht gehen. Wir müssen aufhören mit der falschen Toleranz gegenüber dem Islam. Der Islam macht unsere Werte kaputt, und das müssen wir verhindern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen