Sonntag, 22. August 2021

Aufder Flucht vor den Taliban (NZZ)

Auf der Flucht vor den Taliban (NZZ)

Es kommt Bewegung in die Aufnahme afghanischer Ortskräfte in Deutschland. Doch auch nach der Intervention der Kanzlerin mahlen die Mühlen der Berliner Bürokratie langsam.

Ahmad Jawid Sultani ist endlich in Sicherheit. Aber nicht in Deutschland, für dessen Militär er bis 2018 jahrelang als Übersetzer in Afghanistan tätig war. «Deutschland hat uns Ortskräfte im Stich gelassen», sagt er am Telefon bitter. Seit dem 20. Juli hält er sich mit seiner Frau in einer niederländischen Flüchtlingseinrichtung auf.

«Die Niederländer, für die ich in Mazar-e Sharif zeitweise auch gearbeitet habe, haben schnell und unbürokratisch geholfen. Von Deutschland kann man das leider nicht sagen. Und das, obwohl wir wegen unserer Arbeit für Deutschland in Lebensgefahr waren.» Schon seit Jahren will Ahmad weg aus Afghanistan. Immer wieder bekam er Drohbriefe und -anrufe. «Ich war schließlich jede Woche mit deutschen Generälen bei lokalen Politikern und habe übersetzt. Mein Gesicht war ständig im Fernsehen.»

Die Taliban wollen die Namen der «Ungläubigen»

Richtig mulmig wurde es Ahmad und seinen Kollegen, als die Taliban sich im nordafghanischen Mazar-e Sharif vor einigen Wochen nach den Mitarbeitern der ausländischen Truppen zu erkundigen begannen. «Die Taliban haben durch Kontaktmänner bei dem Ältesten unseres Viertels eine Telefonnummer hinterlassen. Er sollte darüber alle Namen von Leuten melden, die mit den ‹Ungläubigen› zusammengearbeitet haben. Es ist klar, wozu die Liste dienen soll.»

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