Mittwoch, 31. Oktober 2012

Sandy

Ein Hurrikan namens „Sandy“ hat sich in Amerika verirrt und Deutschland steht Kopf. Normalerweise toben sich Hurrikans im Wochen- takt in der Karibik, auf Jamaika, Cuba oder in Florida, Louisiana, Georgia, Alabama oder South Carolina aus und hinterlassen dort im Regelfall mehrfach jährlich eine Spur der Verwüstung mit schon mal mehreren tausend Toten. Allerdings sind selten Metropolen und häufig kleinere ärmliche Gebiete betroffen, was in deutschen Medien häufig nur noch eine Randthema ist und in der Öffentlichkeit ein Achselzucken verursacht.
   Jetzt aber hat es „Sandy“ gewagt, eine nördlichere Bahn einzuschlagen und New Jersey und New York heimzusuchen und schon überschlagen sich die deutschen Medien, senden „Extras“ und „Specials“ und schalten im Stundentakt nach New York, um über vollgelaufene Straßentunnel zu berichten, wovor Wissenschaftler seit Jahren ungehört warnen. Nun ist es passiert.
   Worin unterscheiden sich eigentlich die ständigen Naturkatastrophen im Süden von dieser einen im Norden? Warum wird dieser so eine Bedeutung beigemessen?  Weil es das Herz Amerikas getroffen hat? Ausgerechnet diese Stadt, von der viele meinen, dass sie den intellektuellen Takt der Welt und deren Spielregeln  bestimmt?
   Vielleicht war es für die Zukunft gar keine so große Katastrophe. Vielleicht war es sogar hilfreich, dass es die getroffen hat, die an der Wallstreet glauben, mit ihrer Zockerei die Welt kaufen zu können. Vielleicht werden sie und die Meinungsmacher um sie herum durch eigenes Erleben nachdenklicher. Wer weiß, wofür es gut war...

Samstag, 20. Oktober 2012

Gundsicherung

Keine Frage: Dass es immer mehr volljährige Empfänger von Grundsicherung gibt, kann sich zu einem gravierenden sozialpolitischen Problem erwachsen. Die Frage ist nur, ob es bereits soweit ist.
   Fast alle Print- und E-Medien (auch die GZ) haben am 18./19.10.2012 eine Meldung von dpa aufgegriffen und darüber berichtet, dass in Deutschland 844.000 Erwachsene, davon 436.000 Rentner, Hilfe vom Staat erhalten, weil ihre Altersrente nicht reicht oder sie dauerhaft nicht arbeiten können.
Soweit, so schlecht.
Interessant ist jedoch, wie in dieser Meldung manipulativ mit Zahlen jongliert wird, um dramaturgisch das Problem zu überhöhen.
   Ich habe bereits an dieser Stelle über Gerd Bosbachs Buch „Lügen mit Zahlen“ berichtet, in dem dieser fachkundig und unterhaltsam die tägliche Manipulation durch die Medien mit Zahlen entlarvt. Bei dem Versuch zu relativieren, wurde auch in diesem Fall kräftig manipuliert.
Die Zahl der Empfänger ist tatsächlich um 5,9 % von 797.000 auf 844.000 gestiegen.
   Aber wie banal würde es klingen, wenn man den Anstieg im Verhältnis zu allen volljährigen Einwohnern deutschlandweit darstellen würde, das wären nämlich 0,07 Prozent, von 1,2 % auf 1,27 %!

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Günther Jauch und die Scheinheiligkeit

Am Sonntag, 07.10.2012, war Peer Steinbrück Gast bei Günther Jauch. Ich finde, Steinbrück hat sich hervorragend geschlagen, wobei Jauch arglistig auch allen Ernstes fragte, warum die SPD von ihrer Linie abgerückt sei, erst das Programm zu erstellen und erst dann den dazu passenden Kandidaten zu benennen. Da hat die gesamte Jounallie monatelang in einer Medienkampagne die SPD getrieben, endlich die K-Frage zu lösen, ohne ihr die Gelegenheit zu geben, ihr Programm fertig zu stellen und dann stellt der Jauch scheinheilig diese Frage. Das ist mehr als perfide.
   Auch seine Antwort auf die Frage von Steinbrück, ob er, Jauch, auch seinen Honorarvertrag mit der ARD offenlegen würde, war bezeichnend. Jauch: Der sei öffentlich und außerdem wolle ja nicht er gewählt werden. Da irrt Jauch. Auch er wird vom Wähler (Gebührenzahler) bezahlt und ist von der Anzahl der abgegebenen Stimmen (Zuschauerquote) abhängig. 
   Nun mag das den Halbgott des TV nicht groß kratzen, aber sich über Vortragshonorare eines anderen zu mokieren, wenn man selbst für Fragen, die einem andere (mit-) aufgeschrieben haben, pro Sendeminute 4487 Euro (RP.Online - Das verdienen unsere Promis) Honorar kassieren soll, ist schon dreist. Günther Jauch hat demnach für seine 60minütige Plauderei 269.220 Euro kassiert. Wahrscheinlich mehr als das 10fache was Peer Steinbrück für einen Vortrag vor einem hochkarätig besetztem Plenum, das man nicht mal so nebenbei mit abgedroschenen Phrasen abspeisen kann, erhalten haben soll. 
   Und der Jauch spielt sich bei einem Honorarvertrag mit der ARD von geschätzten 10,5 Mio. Euro/Jahr  unter dem Mantel des "Aufklärers" als Inqisitor auf. Nicht zu fassen...

Dienstag, 9. Oktober 2012

Hartz IV / Arbeitnehmer

Ein Vergleich. Stand 10/2012
Ein Hartz-IV-Paar mit 2 Kindern im Alter von 9 und 15 Jahren erhält Barleistungen von monatlich 1232,- Euro. Dazu wird ihnen die Erforderliche Miete für eine 4 Zimmer-Wohnung von 90 qm mit, je nach Wohnort, ca. 500,- Euro/Monat und die Heizkosten von ca. 100,- Euro/Monat erstattet. Darüber hinaus erhalten sie Sozialrabatte für Telefon und Fernsehen von ca. 30,- Euro/Monat und für die Kinder ein Bildungspaket von 20,- Euro/Monat. Damit erhalten sie an Transferleitungen des Staates 1882,- Euro als leistungsloses Einkommen. Weiterhin zahlen sie weder Steuern (Ersparnis : 28,83 Euro/Monat) noch Sozialabgaben (Ersparnis: 396,00 Euro/Monat).
   Das heißt, dass ein alleinverdienender Arbeitnehmer mit vergleichbarem Familienstand mindestens 2288,- Euro brutto incl. Kindergeld verdienen muss, um über das gleiche Bareinkommen wie eine Hartz-IV-Familie verfügen zu können.
Hartz-IV
Leistung Antragst.
Leistung Partner
Kind 15 Jahre
Kind  9 Jahre
Bildungspacket
Bareinkommen

   337,-
   337,-
   287,-
   251,-
    20,-
netto






   1232,-
Arbeitnehmer
Gehalt brutto

Kind 15 Jahre
Kind  9 Jahre

Einkommen

1920,-

  184,-
  184,-
Keine
brutto






 2288,-
Zusatzleistung:
Miete 90 qm angem
Heizung ca.
Ersparnis Sozialtarif

   500,-
   100,-
    30,-
 
Kosten:
Miete 90 qm
Heizung


   500,-
   100,-
  keine

Zusätzlich zur Bar- leistung Miete/Heiz.


   630,-
abzüglich Miete/ Heizung


 600,-
Keine Lohnsteuer
Keine Rentenvers.
Keine Krankenvers.
Keine Arbeitslosenv.
Keine Pfl.-Versich.
  28,83 191,04
157,44
  28,80
  18,72

Lohnsteuer
Rentenversicherung
Krankenversicherung
Arbeitslosenvers.
Pflege-Versicherung
  28,83
191,04
157,44
  28,80
  18,72

Einsparungen
  
  424,83
Abgaben LSt/Sozial

 424,83
Transferleistungen
 brutto
2286,83




 

Bareinkommen
netto
1233,17

Meine Form der Berechnung hat mir die Bundesanstalt für Arbeit als richtig bestätigt. Sie wurde vom "Focus" Heft 08/12 "Wieviel ist genug" übernommen. Wer nachrechnen möchte:
Lohn- und Einkommenrechner
Hart-IV-Rechner